Drittes Blatt.
Ansicht von der Nasenburg gegen die Freiung und
die Stadt.
Obgleich wir auf dem vorigen Blatte den innern Seiten der Burg nahe waren, so wenden wir uns
doch rückwärts und betreten das neben dem Eingange zur Hasenburg befindliche Seitenyebäude, gerade
über dem Himmelsthor. Eine der anziehendsten Ansichten bietet sich dar. Wir überschauen den Weg
von der Stadt herauf, da, wo der Reiter trabt; vor uns zur Linken haben wir die äufsere Mauer, wel-
che die Zoller’sche Burghut gegen die Stadt abschliefst. Der Platz heifst die Freiung, wohl deß-
wegen, weil er vor alten Zeiten ein Asyl für flüchtige Verbrecher war. Er ist zur linken Seite von der
Walburgis- Capelle begränzt, welche uns von einer blätterreichen Akuzie verdeckt wird. Versäumen wir
aber ja nicht, den Platz selbst zu betreten und unsern Standpunkt da zu nehmen, wo schon mehrere
Beschauer stehen. Welch ein reiches Bild! Wer es einmal gesehen hat, wird es nie vergessen. Die
ganze Stadt liegt vor uns ausgebreitet. Ein eigenthümlicher Reiz ist in dieser Mischung von Kirchen,
Häusern, Giebeln, Dächern und Thürmen; vom Laufer-Schlagthurm bis zum Spittler- Thor liegen sie
alle in weitgedehntem Halbkreis umher. Ringsum aber lebt die frische Natur, wohlangebaute Felder
zeigen sich hinter den schlanken. Pappeln; wir erkennen deutlich das dichte Buschwerk der Rosenau
mit den glänzenden Zinnen ihres maurischen Gartenhauses; wir sehen die Eisenbahn, und die Hügel,
welche südwestlich gränzen, zeigen uns die Alte Veste mit ihrem Thurme. Gegen Osten hin zeigt sich
die sandige Fläche des Ludwigsfeldes (bekannt durch sein Volksfest), Mögeldorf am waldigen Schmaus-
senbuck, und als äufserste Begränzung der Moritzberg. Ueber dem schon seit dem 16, Jahrhundert so
malerisch hepflanzten Schlofsberge zeigt .unser Bild noch einige nennenswerthe Gebäude: das an dem
Thürmchen bemerkliche ist der Söldnershof, so genannt, weil hier die Hauptleute der Söldner, wel-
che die Stadt hielt, wohnten. Gegenüber liegt in gleicher Höhe der Hertelshof, dazwischen der
Laufer-Schlagthurm.