Objekt: Prinzregent Luitpold von Bayern

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auf die Abhaltung von Paraden und auf die Musterung der Truppen zu 
verwenden. Daneben stand er auch in Staatsgeschäften seinem königlichen 
Bruder hilfreich zur Seite. Auf einer Reise, die dieser im Jahre 1835 
als Kronprinz nach Ungarn unternahm, hatte er einen lebensgefährlichen 
Typhus durchgemacht, an dessen Nachwehen er zeitlebens zu leiden hatte. 
So sah er sich mit Rücksicht auf seine Gesundheitsverhältnisse häufig ge— 
nötigt, dem Bruder, der sein ganzes Vertrauen besaß, seine Vertretung zu 
übertragen. Daher hatte Luitpold im Auftrage des Königs oftmals die Er— 
öffnung und Schließung des Landtags vorzunehmen und in den oft lang— 
wierigen Sitzungen des Staatsrats den Vorsitz zu führen. 
Seine liebste Erholung von dieser mannigfaltigen und anstrengenden 
Thätigkeit suchte er dann im Kreise seiner Familie, die um diese Zeit, in 
den Jahren 1850 und 1852, durch die Geburt einer Tochter, der Prinzessin 
Therese, und eines Sohnes, des Prinzen Arnulf, einen hochwillkommenen 
Zuwachs erhielt. Seiner einzigen Tochter gab Prinz Luitpold den Namen 
seiner edlen, von ihm heiß geliebten Mutter. Und wie König Ludwig seinen 
dritten Sohn nach dem tapfern Markgrafen Luitpold dem Schyren genannt 
hatte, so gab Prinz Luitpold seinem dritten und jüngsten Sohne den 
Namen des tapfern Herzogs Arnulf, der nach dem Tode jenes Mark— 
grafen, seines Vaters, „strahlend im Glanz gekrönter Tapferkeit“, wie ein 
Bischof der damaligen Zeit berichtet, ruhmvoll über Bayern geherrscht 
hat. Diesen freudigen Ereignissen folgten indes bald Zeiten der Trauer 
und bangen Sorge. Den ganzen Sommer des Jahres 1854 hatte die 
Cholera in München gewütet und viele Opfer gefordert. Schon war die 
verderbliche Seuche im Erlöschen; da traf ihr giftiger Hauch noch die 
Königin Therese und warf sie aufs Krankenlager, von dem sie sich nicht 
mehr erhob. In den ersten Morgenstunden des 26. Oktober entschlief die 
edle Königin sanft und ruhig, umgeben von der trauernden Familie. 
Prinz Luitpold schloß der teueren Mutter die Augen. Während der von 
Schmerz gebeugte Gemahl auf Anraten der Äürzte sich zu seiner Tochter 
Mathilde nach Darmstadt begab, reiste Prinzessin Auguste mit den Kindern 
im Novenmber nach ihrer toskanischen Heimat, wohin ihr Prinz Luitpold 
im Dezember folgte. Allein kaum dort angelangt erhielt er die betrübende 
Nachricht von schwerer Erkrankung des königlichen Vaters. Sofort eilte 
er an das Krankenbett nach Darmstadt, wo sich, von schwerer Sorge 
erfüllt, auch seine Geschwister einfanden. Doch wandelte sich ihre Sorge 
nach einiger Zeit in herzliche Freude, denn der geliebte Vater überwand 
die Krankheit und erholte sich bald soweit, daß er nach München zurück— 
kehren konnte. 
Mit lebhaftester Teilnahme hatte die dortige Bevölkerung die Kunde 
don seiner Krankheit vernommen. Als sich die Nachricht von seiner Ankunft
	        
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