Volltext: Des Bürgermeisters Töchterlein

ò 
Er gewandt von seinem Roß sprang, 
Fühlte ich im jungen Busen 
Wie noch nie ein höher Pochen 
Und floh scheu hinweg vom Fenster. 
Kurz drauf trat an meines Bruders 
Seite ein er, höflich grüßend. 
Lisbeth, meine liebe Schwester 
Rief mein Bruder Cudwig fröhlich, 
Bring dir einen lieben Gast heut, 
Einen Freund fern aus Italien 
Giovani da Vicardi. 
Ach, ich stund als wie ein Schulkind, 
Das bei einem Streich ertappt ist 
Purpurrot bis in den Nacken. 
Er bemerkte es, trat freundlich 
Ehrerbietig sich verneigend 
Zu mir und noch hör ich seine 
Stimme weich, von seltnem Wohlklang. 
Was er sprach, ging mir verloren, 
Drum gab ich verkehrt die Antwort, 
Daß mein Bruder drüber lachte 
Und ich schmollend dann davon lief. 
Später saßen wir im Garten; 
' waren wonnesel'ge Stunden, 
Ach, was wußte doch der Fremde 
Mit den tiefen dunkeln Augen 
Und den krausen schwarzen Locken 
Mir nicht alles zu berichten. 
Dann griff er auf meines Bruders 
Bitten zur vertrauten Geige 
— Hier liegt ja die alte Freundin 
Und nun sang er mit melod'scher 
Stimme fremde welsche Lieder, 
Heiß und schmachtend, süß und feurig, 
133
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.