falls sonst nicht zu erklären, wie wir Zurück—
gebliebenen, Vater und Sohn, dazu gekommen wären,
aus dem „Lamm“ zu essen. Sei dem, wie ihm
wolle, aufeinander angewiesen verlebten wir Tage,
aus denen mir“Einzelnes unvergeßlich bleibt.
Ob wir die Stunde des Aufstehens später an—
setzten, oder früher aufwachten — bei der fleißigen
Art meines Vaters glaube ich eher das letztere —
es wurde statt des gewöhnlichen Morgensegens, ich
meine, in den Büchern Samuelis gelesen, manches
auch erklärt, aber im Bett. Dieser Umstand ge—
stattete eine größere Ausdehnung der Lektüre, ohne
daß die Aufmerksamkeit beeinträchtigt worden wäre.
Dann vollzog sich die Vormittagsarbeit in der
kühlen Studierstube; mittags aber setzten wir uns
wieder in der Schlafstube zusammen, jedoch nicht
an dem Tisch in der Mitte des Zimmers, sondern
an einem kleinen Tischchen, das wir uns in der
Nähe meines Kommödchens zurecht rückten und er—
warteten nun gespannt, bis mein Altersgenosse und
Freund, der P.ss Martin, das Suppenschüsselchen
auf den Tisch setzte, noch gespannter, was er das
zweite Mal aus seinem braunen Armkorb heraushob.
Es waren gewiß keine Leckerbissen, doch sorgfältig
gekocht; am meisten aber würzte sie der Reiz des
Ungewohnten, der Umstand, daß diese Gerichte nicht
das Ergebnis eingehender Ueberlegung waren, was
mir heute, wo ich selbst Hausvater bin, die Eßlust
um die Hälfte mindern kann, geradeso wie das
Studium einer Speisekarte. Zuweilen aber wußte
ich mehr als mein väterlicher Tischgenosse; denn ich
war vorgeschlüpft zur Frau P. und hatte mich nach
der Speisenfolge erkundigt, wobei ich verblümt her—
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