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Meine zweite Heimat — Mein Vaterhaus
Es ist mir eigentümlich ergangen mit den
Stätten, in denen ich meine Jugend verlebte; sie
stehen nicht mehr, nicht nur das kleine baufällige
Haus, in dem meine Wiege stand, sondern auch das
oft angestrichene, aber immer mißfarbene Haus
droben am Paniersplatz in Nürnberg, dessen Erbauer
augenscheinlich nur die Behaglichkeit des Innern,
nicht aber die Anmutigkeit des Aeußern im Auge
hatte; denn die Fenster blickten mit einer staunens—
werten Mannigfaltigkeit in Anordnung, Scheibenzahl,
Gestalt und Größe auf die Straße heraus. Der
aufmerksame Beobachter konnte aber — namentlich
wenn ein starker Gewitterregen gegen die wechselvolle
Fassade geprasselt war — die Geschichte des Hauses
verfolgen.
Es war offenbar ursprünglich auf Erd- und ein
Obergeschoß berechnet. Beides war in soliden Quadern
ausgeführt, das heißt, nach der Straße. Denn die
Seitenwände konnten allerhöchstens Fachwerk sein,
sonst hätten wir nicht unseren biederen Nachbar zur
Rechten so deutlich an seinem Webstuhl schaffen hören,
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