Volltext: Albrecht Dürer

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Sünftes Kapitel. 
daß er wie von ungefähr mit ihr zusammentraf. Und zu seiner 
innerlichsten Freude hatte er bemerkt, daß Agnes ihn nicht floh, 
sondern ihm freundliche Gegenrede gab, wenn auch schüchtern 
und mit schamhaftigem Erröten. — Einmal, bei einem Gesellen— 
stechen auf der Hallerwiese, war sie in der dicht gedrängten Menge 
von den Ihrigen abgekommen und unter dem durch ein scheu 
gewordenes Pferd entstandenen Gedränge in Gefahr geraten, in 
einen Wassergraben gestoßen zu werden. Da war der Albrecht, 
welcher ihr immer nahe geblieben und mit den Augen überall 
gefolgt war, flugs zur Stelle gewesen und hatte sie mit seinen 
Armen aufgefangen, daß ihr kein Übels widerfuhr. Für solche 
Gutthat war ihm von seiten der erfreuten Eltern herzliche Dank—⸗ 
sagung geschehen, auch schien der Herr Hans Frey die Sache im 
Gedächtnis behalten zu haben, denn er bewahrte dem Erretter 
seines Töchterleins eine freundliche Gesinnung, dankte ihm immer 
herzlich für seinen Gruß auf der Straße und spendete ihm auch 
bei gegebenem Anlaß manch huldvolles Wort. 
Dem Wilibald war das Erröten des Freundes nicht ent⸗ 
gangen. Seine Lippen umspielte ein feines Lächeln, indem er 
sprach: „Die Welt des Malers ist das Schöne, und deine Augen 
sind scharf, dasselbe zu sehen. Glücklich bist du, daß dir Gott 
die Gabe verliehen, das, was du geschauet, nachzubilden. — 
Wenn die Agnes solches wüßte, was würde sie wohl sagen? 
Soll ich's ihr verraten?“ 
Albrecht hob angstvoll flehend beide Arme auf. „Wilibald!“ 
und das Gesicht glühte ihm in noch dunklerem Rot. 
Wilibald klopfte dem Freund begütigend die Wangen. „Sei 
still, Albrecht, ich werde dir nicht wehe thun.“ 
Des tröstete sich Albrecht und ging fröhlichen Muts von 
dannen.
	        
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