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lich, Oestreich über alles! Diese Meinung
hat sich bei Hohen und Niedern so vest gesetzt,
daß schon ein kleines Achselzucken Verdruß erre—
gen, Widerspruch aber die bittersten Gegenwürfe
veranlassen kann. Freilich wird keiner, dem die
Europäische Staatsverfassung nur halb bekannt
ist, in Zweifel ziehen, daß Oestreich sowol in Aus—
dehnung, als günstiger Lage und innern vortreff—
lichen Beschaffenheit seiner meisten Länder vor
andern viel zum Voraus habe, daß es demnach
seine Macht, wenigstens ieder, welche es auch
seyn mag, an die Seite setzen könne, wol gemerkt,
ehe die ietzige Zeiten eintraten. In Schulen
und von den Lehrstühlen der Universitäten, wur—
den diese Vorzüge Oestreichs weitläufig ausein—
ander gesetzt. Daraus erzeugte sich aber mehr
ein lächerlicher Stolz, als Lust und Geschicklich—
keit, von ienen durch die Natur angebottenen Vor—
theilen weisen Gebrauch zu machen. Hiemit ver—
nd suh noh eine durcheangige Geritgfchatung
aller übrigen Nationen und Staaten, die nicht
selten in den beleidigendsten Ausdrücken zu Tag
gelegt wird. Der Verfasser hatte Gelegenheit
mit Personen von Rang über dieses Kapitel ins
Gespräche zu kommen. Wie erstaunte er über
die schiefen Urtheile in Absicht der Stärke und
Schwa⸗