Full text: Die neue Zeit

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Ich habe keinen Tag gefeiert, ich habe keine Stunde 
müßig verstreichen lassen — aber heute habe ich 
doch die Sehnsucht, auszuruhen.“ 
„Wenn Du das könntest, Vater!“ 
„Du zweifelst daran?“ 
„Ja; aber ich sehne mich mit Dir danach. 
Still mit Dir zu leben, Deinen Arbeiten und Ge— 
danken, fern vom Eisenbahnlärm.“ 
„Ei, ei! Anne!“ Rottmann drohte mit dem 
Finger. „Bist Du eifersüchtig?“ 
„Nein, Vater! Aber wo sind Deine stillen 
Arbeitsstunden? Wie weit ist Dein Buch über den 
Freihandel? Eisenbahnpläne, Eisenbahnschriften haben 
alles verdrängt.“ 
„Ja, Kind, sie waren das Nächste, das Wich— 
tigste — sie waren erreichbare Ziele. Gegenwarts⸗ 
arbeit! Aber nun freue Dich, nun sollen wieder die 
Zurückgedrängten zu ihrem Recht kommen. — Jetzt 
aber komm, ich seh' aus dem Rottmannschen Küchen— 
schlot recht dichte Wolken steigen, es scheint mir fast, 
als ob uns dort ein üppiges Mahl erwartet.“ 
Ein fröhliches, mit Liebe bereitetes Mahl harrte 
der beiden. Antonie vergaß ganz, daß „bei uns in 
England“ anzubringen. Christoph verstand mit seinem 
Humor die Erinnerungen an die Kinderzeit hervor— 
zurufen. Joseph war ordentlich übermütig vor 
Stolz und Freude. 
Der geliebten Toten wurde mit Wehmut ge— 
dacht, aber es wurde doch vor allem in die Zukunft 
geblickt, mit frohem Mut, mit guten Hoffnungen. 
Der Pfarrer hatte noch einmal — nun sozu— 
fagen in Zivil — seine Rede vorgebracht und hatte 
auf das Wohl des Täuflings getrunken. 
Hünnebach hatte in altmodischer Form, teils
	        
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