fullscreen: Die neue Zeit

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und wenn Du noch älter wirst. Immer oben hin— 
aus ohne Sinn und Ziel.“ 
„Onkel Hünnebach, Ihr habt mich doch sonst 
immer verstanden — so ratet mir doch —“ 
„Nun, hör einmal zu, was ich weiß und Dir 
sagen will. Du hast recht — die Mutter war nicht 
immer nur die Stille, Zurücktretende. Sie wär 
auch einmal jung und verlangte vom Leben und 
vom Gatten viel, sie hat auch einmal teilgenommen, 
innig teil an des Vaters geistigem Leben. Daß es 
aber mit der Zeit anders wurde, daran ist keiner 
schuld — oder willst Du vielleicht Deinen Vater 
anklagen, daß sein Geist über die heimischen Mauern 
hinausdrängte, daß er größere Aufgaben vor sich 
sah, als das häusliche, stille Glück?“ 
Anne sah in Hünnebachs Augen. 
„Kannst Du Dich noch erinnern, wie die Nürn— 
berger ihre Flaggen aus den Dachluken hängten 
und die Böller losschossen und die Glocken läuteten, 
weil dem Land eine Verfassung gegeben war? Da— 
mals habe ich nämlich mir eingebildet, ich könnte 
dem Sebastian Vorwürfe machen, und ich hab's 
getan gegen seine Frau, Deine Mutter. Sie hat 
mich schön heimgeschickt, Kind. Und siehst Du, es 
kommt mir halt stark selbstgefällig vor, wenn Du 
nun meinst, Du hättest Deiner Mutter Leben be— 
stimmt! Du hättest sie zum Zurseitestehen verurteilt. 
Deine Mutter hat wohl den Platz selbst gewählt, 
noch ehe Du was wußtest von der Welt; wie Du 
noch im kurzen Röckchen herumliefst!“ 
Anne strich fich über die Stirn und sann an— 
gestrengt nach und dann schaute sie Hünnebach 
wieder fest in die Augen. 
„Und das sagen Sie nicht nur?“
	        
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