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hinaufgegangen zu sein zur Mutter.“ Sie mußte
laut sprechen, um vom Gatten verstanden zu
werden.
Christoph hörte der Mutter Worte. Ja, zur
Großmutter hatte er auch wollen — die saß bei
der Bibel, betete zu Gott, daß Menschen und Vieh
beschützt bleiben möchten; — aber die Angst war
ihm in die Beine gefahren, und so war er nur bis
zur Treppe gekommen. Er stammelte im stillen
alle Gebete, die ihm bekannt waren. Aber der
Lärm und die Angst betäubten sein Denken, es war
nur ein gedankenloses Wortgeplappere.
Frau Rottmann schauerte zusammen. Wie kalt
es wurde nach der drückenden Hitze der letzten
Wochen. Sie nahm Liesle von des Gatten Arm
und ging mit dem Kind, tiefer in den Hausflur.
Die Kleine schlang ihre Armchen um der Mutter
Hals und gähnte. Die Dunkelheit schläferte sie ein.
Frau Rottmann setzte sich auf den Schemel vor
dem Bohnenkorb. Der Duft der Bohnen stieg zu
ihr auf. Liesle legte ihr Köpfchen an Mutters
Brust, und ruhige Atemzüge verkündeten bald ihren
Schlaf.
Joseph stand nun neben dem Vater, seine kleine
Hand suchte des Vaters Rechte und verkroch sich in
ihr. Josephine sah die beiden in der Helle des
Gartentors stehen, sie fühlte mit ihnen, wie sie
litten. Der Gatte, vor dessen Seele die ganze
traurige Gefolgschaft dieser Stunde vorbetziehen
mochte, der Hunger und die Not der Bürger und
Bauern, und ihr kleiner Joseph in der Angst um
Tier und Blumen, die er liebte wie keines der
Kinder. Und ihr ältestes Kind, Christoph? Sie
glaubte selbst nicht, daß er oben bei der alten Frau