Volltext: Die neue Zeit

n— 
A 
316 
Art des Redens, die plötzlich auftretende Menschen⸗ 
scheu — das alles waren sie an ihm schon gewohnt, 
aber heute flackerten seine Augen gar so unruhig. 
„Was schaust Du denn nach meinen Gläsern? 
Ach geh! Wein — der schmeckt mir nicht. — Du, 
hast Du schon Abfinth versucht?“ Konrad flüsterte 
—A 
„Aber nein, Konrad, was denkst Du? So etwas 
gibt es doch auch bei uns gar nicht.“ 
Konrad lachte kichernd: „So, meinst Du?“ 
„Joseph erzählte von den kleinen Pariser Kneipen, 
in denen das Gift verabreicht wird,“ suhr Anne fort, 
„von den verkommenen Existenzen, die tagein 
tagaus vor dem Absinthglas säßen.“ 
„Ach, der Absinth ist was ganz, ganz anderes 
als dies Zeug da! Wenn Du den einmal verfuchen 
würdest —“ Konrad wurde unterbrochen. 
Rottmann stand auf. Er sprach auf das Feld⸗ 
mannsche Haus, auf das alte Nürnberger Patrizier⸗ 
haus, daß es eine Stütze bleiben möge, eine starke 
Stütze für die kommeude Zeit des Blühens und 
Reifens der Stadt, wie es seit Jahrhunderten eine 
Stütze der Heimat gewesen in Not und Gefahr. 
Nachdem alles wieder saß, suchte Konrad den 
Faden der Unterhaltung zu finden. Von was hatte 
er doch gleich gesprochen? Da half Anne ihm. 
„Abfinth? Niemals, was denkst Du! Joseph 
hat so abschreckend geschildert, wie erbarmungslos 
diese Leidenschaft den Menschen zugrunde richtet, 
wie dies Gift jeden Lebenswillen, jeden Lebensmut 
zerstört —“ 
Konrad lauschte ihr mit vorgestrecktem Kopf. 
„Die Absinthtrinker sollen immer nur in einem 
sinnlosen Dusel vor sich hinträumen. unwiderstehlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.