Full text: Die neue Zeit

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Sie stellte die Tassen und die Kanne auf das 
bunte Lackbrett. 
„Na, weißt Du nimmer, wo Mutter immer 
die frischgefüllte, verschlossene Zuckerdos' stehen hatte?“ 
Christoph nahm die Dose hoch und sah sie 
genau an. Die kleinen Japanfiguren waren die 
gleichen wie früher, aber sie sahen so klein und 
jämmerlich aus. Früher hatten sie ihm in ihrer 
goldenen Herrlichkeit immer gar gewaltig gefallen. 
„O ja! Da in der linken Ecke; daneben lag 
der Muskatnußreiber.“ 
Christoph ging zum Spind. 
„Richtig, das große Salzfaß! Vater hatte es 
aus London mitgebracht, und der Besteckkorb mit der 
seen Perlenborte, die Du eigentlich hättest sticken 
ollen —, — — 
„Und die Mademoiselle gemacht hat,“ ergänzte 
Anne. 
„Gott jal Und das waren einmal Herrlich— 
keiten, zu denen man nicht hinaufreichen konnte!“ 
Anne sah gedankenvoll vor sich hin. „Ob das 
immer so fort geht? Erst scheinen's unerreichbare 
Schätze und dann?“ 
„Ja, so geht's immerfort. Erst ist's uner— 
reichbar, sehnsüchtig erstrebt! Ist man herangewachsen, 
dann sieht man, daß die Herrlichkeiten nur eine alte 
Lackzuckerdose, eine nie endende Muskatnuß find 
— und man schaut's gar nicht an. Aber weiter 
schielt man, nach dem nächsten Fach, zu dem es 
noch nicht reicht und von dem man sich neue Herr— 
lichkeiten verspricht.“ 
Anne schüttelte energisch den Kopf. „Nein, 
nein, so kann es nicht ewig weitergehen, so nicht. — 
Nun komm, mach mir die Tür auf.“
	        
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