— 180 —
Fee die eigene Seligkeit macht einen nicht hell⸗
äugig?“
—* nun schoß über Annes Gesicht eine helle
Glut.
Die Geschwister waren weiter gegangen zur
Burg hinauf. Josephs Fuß zauderte einen Mo—
ment am dunklen Tor, das zum Burgfrieden führte.
„Willst Du wirklich da hinauf? — Nun gut,
mir kann's gleich sein.“
„Ja, ja.“ Anne drückte des Bruders Arm.
„Ganz helläugig wird man. Daß Du jemand gern
hast, das merk' ich schon lang, und daß der Christel
zise Antonie nicht wirklich liebt, trotzdem er ihr
hofiert, das merk' ich auch. Du, sag mal, glaubst
Du, der Christel kann überhaupt jemand liebhaben?“
„Das wird er doch schon.“
Nein, nein! Ich glaub', der hat nur sich
selber lieb. Aber Du, Du., Josephle! Und nun
komm.“
Sie zog ihn an die Mauer der Freiung auf
der Stadtseite.
„Nun gesteh, wo liegt's Haus?“
Joseph schwieg einen Augenblick — dann
zeigte er resolut nach dem Lauferschlagturm.
„Dort in der engen Gasse, da ist ein Tabaks⸗
geschaft, Anne, und dort!“
— D— —XX
„Ja, Annele, aus unserem Gesellschaftskreis ift
die Karoline nicht. Aber schön ist sie und tüchtig.
Sie ist erst seit kurzem im Laden, seit der Vater
krank ist —“
„Tabak verkauft sie?“ J
Ja, Anne. Da hab' ich sie kennen gelernt.
Aber so bescheiden und fein ist sie — und so tapfer