Volltext: Die neue Zeit

—169 
bürgerlichen Haushalt in allen Einzelheiten kennen 
zu lernen, Frau von Feldmann wird Dich gern 
unter die Leitung ihrer erfahrenen Haushälterin 
stellen. So ist zu hoffen, daß Du binnen zwei 
Jahren zu einem tüchtigen, brauchbaren Dienstboten 
herangebildet sein wirst, tüchtig in Leistungen und 
Wissen, so daß Du eine gute, geachtete Stellung 
beanspruchen kannst.“ 
Rose hatte erregt atmend den ersten Worten 
gelauscht, aber ihre Augen waren immer starrer 
geworden, je weiter Rottmann in seinen Ausein— 
andersetzungen kam. Wie mit einem Schlag ver— 
sanken alle Zukunftshoffnungen, alle phantastischen 
Träumereien. Dienstmagd sollte sie werden? — 
sie? — Sie fuhr sich über die Stirn. 
„Ich — ich — Dienstmagd —“ stammelte sie. 
„Ja, meine Frau sagt, Du zeigst Geschick zu 
allen häuslichen Arbeiten, mehr denn zu Finger— 
fertigkeiten.“ 
„Dienstmagd!“ Eine Glutwelle überströmte 
Roses Geficht. „Dienstmagd!“ Sie lachte auf und 
das Lachen verwandelte sich in tränenloses Schluchzen. 
Sie sah wild um sich — auf die geputzten Menschen, 
die alle sie ansahen. 
Nun traten auch noch Antonie und Anne herzu 
und schauten sie an. 
„Zu Eurer Dienstmagd wollt Ihr mich machen? 
— Nemm, nein, nein!“ schrie sie maßlos. Und ohne 
fich zu besinnen, stieß sie die Mädchen weg und 
rannte hinaus aus dem Zimmer, aus dem Haus — 
hinauf zur Burg in ihren kleinen Winkel im Turm. 
Sie warf sich auf ihren dürftigen Strohsack und 
biß hinein. Wütend riß sie das schwarze Kleid vom 
Körper und trat darauf.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.