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als seien sie auf den unrechten Gedanken ertappt,
die alle drei hegten, gingen sie rasch durch den
Torgang.
Aber wieder stockte ihr Fuß, als sie der steilen
Mauertreppe ansichtig wurden, die sie aus Rösles
Erzählungen als Anstieg zu dem Burggartentor
kannten.
Und da saß Rösle oben, den Kopf in die
Hände gestützt. Als sie der Rottmannskinder an—
fichtig wurde, schnellte fie in die Höhe, aber dann
3 sie doch stehen und sah finster zu ihnen
inab.
Sie war seit jenem Tag nicht mehr im Rott—
mannschen Garten gewesen, aber täglich hatte sie
den Kindern aufgelauert, wenn sie von der Schule
nach Hause gingen.
Die Kinder blieben nur einen Augenblick
zögernd stehen und winkten Rösle zu, dann be—
gannen sie plötzlich den Berg hinabzuspringen und
kamen heiß und atemlos im Kontor an.
Als sie ihre Kommission ausgerichtet hatten,
nickten und blinkten sie Fritzle zu. Aber es nützte
nichts. Fritzle mußte Briefe zur Post tragen, und
der Posthof lag in der Nähe eines anderen Tores.
So verließen die Kinder langsam das Haus,
um wieder nach Sankt Johannis zu gehen.
Da war es nun ein sonderbares Zusammen—⸗
treffen, daß eben aus Barbier Wenzèls Laden An—
tonie und Konrad von Feldmann herauskamen,
hinter ihnen der Feldmannsche Hausdiener. Konrad
hatte frisch geschnittenes Haupthaar, und Antonies
blonde Zöpfe waren auch an den Enden gestutzt.
Die Kinder standen sich gegenüber, sie reichten
sich die Hände, und dann ging Antonie neben