Auch in der Schreibstube des Hauses Rottmann
& Ko. herrschte drückende Schwüle. Der Lehrling
saß schon lange vor einer begonnenen Briefkopie,
die Feder untätig in der Hand. Stumpffinnig
schaute er durch das trübe, vergitterte Fenster auf
den Hof, obgleich dort heute nichts anderes zu sehen
war 'als alle Tage, Ballen und große und kleine
Kisten. Nur lag heute der alte, mächtige Hauskater,
der sonst sein Revier auf den Böden hatte, breit
und schwer auf einer der Kisten, die Beine steif von
sich gestreckt.
Der Prokurist machte es wie der Lehrling. Er
konnte heute keine Gedanken fassen, er horchte nur
immer auf das Surren der Fliegen am Fenster
und starrte an ihnen vorbei.
Der Kommis saß auf seinem Stuhl zurück—
gelehnt, die Beine weit vorgestreckt und stöhnend
wischte er sich immer von neuem mit dem Armel
den Schweiß von der Stirn. Neidisch sah er auf
den Volontär Peter Friedrich, der beide Arme auf
das Pult gelegt hatte und eifrigst las. Wie er
hastig Blatt um Blatt wandte! Er allein schien
nichts zu spüren von der entnervenden Hitze.
Fritzle, der Lehrjunge, lag am Boden. Er
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aber seine Finger waren immer heißer und lässiger
geworden und schließlich war ihm sein rotbäckiges
Kindergesicht auf die Hände gesunken. Nun schlief
er mit offenem Mund seinen festen Kinderschlaf.
In die Stille der Schreibstube aber klangen
plötzlich Geräusche aus dem Privatkontor der beiden
Chefs. Durch die schmale, grünverhangene Glastür
hörte man lebhaftes Sprechen und das Knarren der
Dielen verriet erregte Schritte.