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Und die Antwort:
„Ja, ja, bald komme ich; aber glauben Sie
mir, ich sammle gleich Harpagon Schätze für meine
Heimat. Endlich fand ich Zeit, auch Londons
Kunstschätze zu sehen. O, dieses reiche Land!
Schmerzlich stehe ich vor all den deutschen Meistern.
Man muß nach England reisen, um sie kennen
zu lernen. Mein armes, reiches Vaterland!“
Waährend Rottmann diesen Londoner Aufenthalt
mit allen Sinnen genoß, blühte und reifte in der
Heimat die Frucht und reckten sich die Ahren hoch.
Die Hoffnung auf eine reiche Ernte wuchs mehr
und mehr. Und sie wurde nicht zuschanden.
Frau Josephine berichtete dem Gatten von den
wogenden Kornfeldern, von den früchtebeladenen
Obstbäumen und von der Kinder Blühen und Wachsen.
Und Sebastian antwortete:
„Mein Weib! Es ist mir so zukunftsfroh,
so glücklich zumute, trotzdem die Hitze hier zu—
nimmt und sich im Laufe des Tages bis zur Un—
erträglichkeit steigert.
Nach Not und Sorge, nach Hagel und Zer—
störung ein reicher Sommer, eine berechtigte
Hoffnung auf reiche Ernte! Ist's nicht wie mit
unserem Vaterland? — auch das wird sich wieder
erholen, es wird reiche Früchte ernten nach all
der schweren Zeit, nach all den grausamen Hagel—
schlägen.“
Frau Josephine sehnte sich viel nach dem Gatten.
Die Kinder waren zwar gesund und artig, aber sie
konnte sich ihnen nicht so widmen, wie sie gehofft
hatte. Die alte Mutter Sebastians kränkelte plötzlich.
Die aufrechte Gestalt beugte sich, ihr Schritt wurde
unsicher. Und bald trugen die Beine die alte Frau