Volltext: Anselm von Feuerbach, der Jurist, als Philosoph

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Geschichte des Kriminalrechts brachte ıhn zu umfangreicher 
Lektüre von Cicero, Quinctilian etc. und neben Akten- 
arbeiten und Rezensionen trieb er viel Griechisch und las So- 
phokles Antigone, Aristoteles Rethorik sowie von Plutarch 
neun Biographien. 
Als seine Freunde bezeichnete er damals Niemann, 
Kramer, Hensler II und Reinhold, seinen früheren 
Lehrer. Treffend charakterisiert er letzteren durch die Bemer 
kung: „Sein höchster Fehler ist sem philosophischer Pedantis- 
mus und sein Glaube an die alleinseligmachende Metaphysik, 
für die er immer Proselyten sucht.” 
Dazu kamen noch missliche Finanzverhältnisse Dänemarks, 
die den König zwangen, nach Gutdünken die Privilegien auf- 
zuheben, die er den Professoren erteilt hatte: so wurden sie 
plötzlich besteuert, ihre Häuser zu Einquartierungen benützt etc. 
Unter solchen Umständen war es begreiflich, dass Feuer 
bach mit grösster Freude einem glänzenden. Rufe nach Lands: 
hut Folge leistete. 
Im April 1804 langte er dort an und wurde mit einem 
Ehrenfest!) empfangen. „Die Stadt und die Gegend ist himm- 
lisch‘“, berichtete er von dort, „die Verhältnisse der Profes- 
soren sind Verhältnisse von Teufeln; beinahe möchte ich sagen 
im eigentlichen Verstande. 
Dies rührte davon her, dass dieselben drei Parteien ange- 
hörten: den Illuminaten, den Obskuranten und den „Mitten- 
hindurchgehenden‘“. So war es auch im ganzen übrigen 
Bavern. 
„Die Roheit,?) Sittenlosigkeit, höllische Bosheit, Abge- 
feimtheit, Niederträchtigkeit, Gemeinheit der meisten, die :als 
Jugendlehrer dastehen, geht über alle Grenzen. Das beste ist, 
dass man mit diesen Menschen nur sehr wenige Berührungs- 
punkte und die Freiheit hat, mit einigen Auserwählten zu leben.“ 
Kurz nach seiner Ankunft erhielt er .den Auftrag, eine 
Reform des bayerischen Strafgesetzbuches auszuarbeiten. Dieser 
zog ihm die besondere Feindschaft seines Kollegen Gönner 
zu, aus der Feuerbach viel des Unangenehmen erstehen sollte. 
Streitigkeiten mit den Kollegen, die bis zu öffentlichen 
!) Leben u. Wirken. Bd.I. S. 99 
S. 95 
A
	        
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