Volltext: Hans Sachs im Andenken der Nachwelt

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Es ist eine Umarbeitung des früheren Werkes von 1866. Ob- 
gleich man auch hier dem Dramatischen noch immer den 
Lyriker anmerkt, ist das Drama von 1894 doch bedeutend 
höher künstlerisch einzuschätzen, als jene erste Arbeit. Was 
uns dort unzulänglich erschien, ist hier ausgemerzt oder doch 
gebessert. An stelle der etwas trägen Handlung ist lebendiges 
Geschehen getreten: vor allem sind es echte rechte Menschen, 
die Greif hier geschaffen hat, nicht blos Theaterfiguren. Die 
feilende Hand des Dichters besserte, wo nur etwas zu bessern 
war, sodass wir jetzt in diesem „Hans Sachs“ das Werk eines 
gereiften Künstlers besitzen. Das Grundgerüst des Inhalts ist 
das gleiche geblieben, es erübrigt sich also, nochmals näher 
darauf einzugehen. Der Einfluss der „Meistersinger“ ist unver- 
kennbar und auch an Deinhardstein, bezw. Reger-Lortzing, so- 
wie an die Norica- Novellen werden wir öfters erinnert. Die 
erste Begegnung des Liebespaares Sachs-Kunigunde findet nach 
dem Gottesdienst vor der Lorenzer Kirche statt. Märten 
Pogner, der Geselle Guldens, mahnt an David, der gelehrte 
Poet Kornelius Stabius an Beckmesser, während sich Züge der 
Magdalene bei Ursula, der Zofe, und ihrer Herrin Röschen 
wiederfinden. Marthe Schwerdtlein ist natürlich verschwunden. 
Ein Prolog vom Ehrenhold gesprochen, versetzt uns durch seine 
schlichte Innigkeit der Sprache sofort in die richtige Stimmung. 
Der erste Aufzug ist im wesentlichen gleichen Inhaltes wie 
früher, ausser der oben erwähnten Begegnung Sachs’ mit 
Kunigunde. Im zweiten Aufzug kehrt Hans Sachs von der 
Wanderschaft zurück. War früher das erste Zusammentreffen 
des jungen Dichters mit seinen Mitbürgern höchst nüchtern 
gefasst, so begegnet uns jetzt das reichste dramatische Leben; 
droben auf der inneren Freiung der Veste: mitten in dieses 
bunte Gewoge führt der Dichter den heimkehrenden Hans 
Sachs. Der dritte Aufzug bringt u. a. die Schuhausbesserungs- 
szene wie bei Deinhardstein. An eben diesen (II, 5) erinnert 
auch eine Szene (III, 3) zwischen Gulden, Röschen und Ursula. 
Namentlich der vierte Aufzug zeigt deutlich den Einfluss 
der „Meistersinger“. Er versetzt uns in die Katharinenkirche. 
Hans Sachs ist bei den Meistern sehr wenig beliebt, nur Hans 
Folz spricht für ihn. (Vgl. Walther-Sachs bei Wagner!) Das 
Preissingen findet statt. Märten Pogner gewinnt durch seinen
	        
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