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von Nunnenbeck? Aber der ist ja schon lange tot. Und das
bringt Sachs in ein ernstes Gespräch mit Kunigunde. Doch er
wird bald wieder heiter und zitiert sogar seinen Spruch vom
„bitter süß ehelich Leben“. Bald entschlummert er. Im Traum
erscheinen ihm der Ehrenhold, dann eine himmlische, hohe,
edle Frauengestalt, dann Nunnenbeck und die Meistersinger,
schließlich Frau Wahrheit, welche ihm mit den goethischen
Worten „Einen Eichkranz, ewig jung belaubt...“ einen Kranz
aufsetzt. — Das Fastnachtspiel von Hans Sachs „Der Krämers-
korb“ bildet den Schluss.
Auch bei diesem Hans Sachs stand entschieden der Hans
Sachs der „Meistersinger“ Pate, sogar David scheint dem Lehr-
buben Bastian manchmal schalkhaft über die Schulter zu gucken.
Das sich stark an den „Gartenlaube“-Stil anlehnende Festspiel
ist teils in Prosa, teils in Versen gedichtet. Wir lernen den
Meister kennen als einen guten Lehrherrn, einen gewissenhaften
Arbeiter, der das Dichten nur „nach getaner Arbeit“ betreibt;
einen getreuen Eheherrn und Hausvater; einen überzeugten
Anhänger Luthers, kurz, als einen Menschen, der sich zum
inneren Frieden durchgerungen hat. — Ausser diesem Festspiel
hat Gen&e auch noch ein „Festschauspiel Hans Sachs“ ge-
dichtet, das bei der Hans Sachsfeier in Nürnberg aufgeführt
wurde. Es behandelt den geschichtlichen Konflikt, den Hans
Sachs mit dem Rate der Stadt Nürnberg wegen seiner „Weis-
sagung über das Papsttum“ hatte. Auch seine Gattin macht
ihm heftige Vorwürfe wegen seines Abfalles von der alten
Lehre (vgl. dagegen Jovialis, wo Rosina selber protestantisch
werden will!). Gleichwohl bleibt der Meister fest. Der Rat
untersagt ihm wegen jener Schrift die Veröffentlichung von
weiteren Dichtungen. Diese Verfügung wird jedoch zurück-
genommen und Hans Sachs wieder der alte Ehrenplatz einge-
räumt. Das Stück weist sehr packende Familienszenen auf,
auch Hans Sachs ist recht gut gezeichnet.
Auf einer ungleich höheren Stufe als alle die bisher be-
sprochenen Jubiläumsdramen, die unter einander wenig mehr
gemein haben, als eben den Festspielcharakter — Augenblicks-
schöpfungen, Gelegenheitsdichtungen von wenig künstlerischem
Wert und kurzer Lebensdauer — steht das vaterländische
Schauspiel in fünf Aufzügen „Hans Sachs“ von Martin Greif