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dass der Maler ein gottbegnadeter Künstler ist. Er verspricht,
für seine Befreiung wirken zu wollen, und mit Hilfe einer
[ntrigue gelegentlich eines Spieles von Hans Sachs, das vor
dem Erzherzog aufgeführt wird, gelingt es ihm und dem kur-
‚ächsischen Gesandten, Edlen von Planitz, den Fürsten zu be-
wegen, Antonios Freilassung zu verkünden. Lukretia teilt
nunmehr Sachs mit, dass sie ihm nur Liebe geheuchelt hätte,
um als Preis die Befreiung ihres Bruders zu erhalten, und
dass sie ihn auf Befehl Klemens’ eigentlich ermorden solle,
dass sie dies aber nicht könne. Hans Sachs erwidert ihr —
man beachte das Unhistorische, ganz Unmögliche und furchtbar
Alberne dieser Antwort, die an den „hürnen Seyfrid“ anknüpft
and wie eine unfreiwillige Parodie auf die Verwendung des
„traurigen Stückes von Tristan und Isolde“ bei Wagner klingt!
_— er habe anfangs gedacht, Lukretia gäbe ein gutes Vorbild
für eine Kriemhilde ab, die er in einer Tragödie hätte ver-
werten wollen, allein er hätte eingesehen, dass er sich in
seiner Kraft getäuscht habe (!) und er hätte den Entwurf
verbrannt. Er sagt Lukretia Lebewohl für immer. Er söhnt
sich mit Kunigunde aus, Dürer bringt ihm Geld „von einer
edlen Frau“ (Lukretia), damit er seine Schulden bezahlen
könne;!') Antonio und Eva, als Brautpaar, kommen und bestellen
zur Hochzeit Schuhe und ein Gedicht, das Sachs a tempo aus
dem Ärmel schüttelt. Schließlich stürmt Planitz herein, meldet
den Sieg der „Sache der Reform“ und bekränzt den Altmeister
namens Friedrichs des Weisen. „Nun hast du es erreicht!“
sagt Kunigunde dazu; Planitz endlich ergreift das Schlusswort
zu herablassender Rede: „Fahrt fort, redlicher Hans Sachs,
mit Eurem Dichten; noch ist der Geisteskampf für Wahrheit
und Recht nicht zu Ende geführt. Noch gilt es, fest zusammen-
zuhalten und unerschütterlich in vorderster Reihe zu stehen;
auch gilt es, die Trommel zu rühren, die Glocken zu läuten
zum letzten Entscheidungskampfe mit Rom. Wie ein edles
Ross, das in stolzen Sprüngen die Bahn durchmisst, so stürmt
vorwärts, kühner Hans Sachs, und werft des Liedes Brandfackel
in das Lager der Lüge und der Tyrannei. Wir Ritter werden
Euch schützen.“ (!!!)
a
) Über die Vermögenslage des Hans Sachs vgl. Suphan a. a. 0. S. 15.