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Mädchens, zum Preismädchen wird dieses aber nur noch bei
Lortzing und da auch erst ganz zuletzt. Eine Ähnlichkeit, was
Hinterlist, Dummheit und Stolz anbetrifft, lässt sich zwischen
Eoban und Beckmesser herausfinden, aber es sind die typischen
Eigenschaften eines Kritikasters. Die Schuhausbesserungsszene
ist, wenn auch verschieden gefasst, in allen drei Werken vor-
handen. Die Ähnlichkeit eines Monologes Hans Sachsens bei
Deinhardstein mit Walthers Traumlied wurde bereits hervor-
gehoben. Bei Deinhardstein entgegnet Sachs auf den Vorwurf,
er habe die Form verletzt: „Wenn’s nur die Form ist — dann,
vergebt mir, Freund, Ging Euer Ausspruch doch vielleicht zu
weit; die Form ist viel, allein die Hauptsach’, mein ich, Ist
doch der Geist, der in der Form erscheint;“ und denselben
Charakterzug solch edier Freisinnigkeit (eine der wenigen guten
Seiten des Deinhardsteinschen Sachs) finden wir auch bei Wagner.
Bei Lortzing erinnert uns schon gleich zu Beginn der Spottehor
der Lehrbuben, die Görg aufziehen, an die gleiche Verspottung
Davids durch die Lehrbuben in den Meistersingern. Überhaupt
sind Görg und David verwandt: beide hängen sehr an ihrem
Meister, voller Treuherzigkeit und Schalkhaftigkeit, doch ist
bei Lortzing Görg wenig Jünger als Hans Sachs selbst, während
der Altersunterschied zwischen Sachs und David bei Wagner fast
25 Jahre und mehr vielleicht beträgt. Die Liebelei zwischen
Görg und Kordula ist eine ganz andere, als die zwischen David
und Magdalene; diese zwei Frauen weiterhin stehen beide mit
des Goldschmieds Tochter in freundschaftlichem Verhältnis. Dass
die Personen bei Lortzing Operntypen sind, bei Wagner dagegen
Gestalten der Dichtung, individuell, lebendig, wurde bereits
oben hervorgehoben. — Übereinstimmend sind ferner die Tat-
sache des Gedichtdiebstahls und die Folgen der Entdeckung,
welche den Dichterling blosstellt, den wahren Dichter ans
Tageslicht bringt und wesentlich zum glücklichen Ausgang des
Stückes beiträgt. Beckmesser und Walther sind nicht nur Neben-
buhler in der Liebe, sondern auch Rivalen im Meistergesang,
ebenso wie Eoban und Sachs. Auch die Szene, in welcher der
Meistersingerwettkampf zur Darstellung kommt, ist beiden
Werken gemeinsam. Weitere Übereinstimmungen, die noch
zahlreich vorhanden sind, gehen zu sehr ins Detail. Was
Wagner von der Musik Lortzings herübergenommen hat, z. B. die