fullscreen: Hans Sachs im Andenken der Nachwelt

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Keller, Bd. IV, S. 134) die Angabe: „Weyl ich was ein wayd- 
man bey Maximilion am keyserlichen hof zu Innspruck ...“ 
Diese Notiz hat sich in die Biographien als Tatsache ein- 
geschlichen. Sogar Goedecke (Grundriss II, S. 408) nimmt 
noch an, Hans Sachs wäre Maximilians Jagdgeselle gewesen. 
Es ist jedoch erwiesen, dass Hans Sachs nie in Innsbruck war 
(vgl. Goetze in der A.D.B., Bd. 30, S. 114). — Auf jener 
Überlieferung baut sich Deinhardsteins Erfindung auf, Wenn 
Hans Sachs etwan 1512 in kaiserlichen Diensten stand, lag es 
nahe, dass der Kaiser, der sowieso ein Verehrer der Sachsischen 
Dichtungen war, bei seinem Besuch in Nürnberg 1517 (histo- 
risch!) den inzwischen berühmt gewordenen Dichter aufsuchte 
und ihm aus seiner Bedrängnis half, So ganz willkürlich 
und unwahrscheinlich ist es also nicht, wenn bei D. und 
anderen der Kaiser schließlich als deus ex machina erscheint, 
den Konflikt zu lösen. 
Übrigens lässt sich auch die Aufforderung Kunigundens, 
Hans Sachs möchte seinem Handwerk entsagen, auf bio- 
graphische Überlieferung zurückzuführen. In älteren Hans 
Sachs-Biographien begegnet man nämlich ab und zu der An- 
nahme, Hans Sachs habe sein Handwerk aufgegeben und sei 
Schulmeister geworden, oder er sei zugleich Schuster und 
Lehrer gewesen. So berichtet z. B. Wetzel, in seiner „histo- 
rischen Lebens-Beschreibung der berühmtesten Liederdichter, 
I. Teil, Herrnstadt 1724“ (S. 10), dass Hans Sachs, „weil 
dessen Verstand sich ultra crepidam erstrecket, teutscher 
Schulhalter in Nürnberg“ gewesen wäre. Auch Wagenseil 
a.a.0. S. 514, Serpilius in seinen „Kontinuierten Lieder- 
gedanken“, S. 23. 26, Morhof in seinem 1682 erschienenen 
„Unterricht von der Teutschen Sprach und Litteratur“, II. Teil, 
Kap. 7, S. 341, Zedler und Jöcher in ihren Lexika (1742 
bezw. 1751) u.a. bringen diese falsche biographische Notiz. 
Olearius nennt Hans Sachs — er sagt unrichtig „Michael 
Sachs“ — „pium illum et satis doetum Norimbergensem 
Paedagogum“ (ef. Mart. Crusii Homil. hymnod. S. 287). Es 
steht jedoch schon lange fest — vgl. schon J. G. W. Dunkels 
historischkritische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten, 
1753, S. 297—311 — dass Hans Sachs niemals sein. Handwerk 
aufgegeben hat, um einen anderen Beruf zu ergreifen. Der
	        
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