Full text: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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In kleinen, Mühlen wird sehr häufig dem Ausmahlen der Dünste 
auf Walzen viel zu wenig Bedeutung beigelegt, obschon die Vorteile in 
die Augen springende sind. 
5. Mehlmischerei. 
Für das staubfreie und verlässige Mischen von verschiedenen Mehl— 
sorten bieten nur solche Mehlmischanlagen Gewähr, die das ganze zu 
mischende Quantum zuerst in sich aufnehmen und es dann erst, nachdem 
die Maschine staubdicht geschlossen ist, mit zweckmäßigen Vorrichtungen 
intensiv mischen. 
Vorteilhaft ist es, mit der Mischerei eine sogenannte Kontrollsichtung 
zu verbinden. 
Zum Schlusse möchte ich noch mit einigen Worten den Kraftbedarf 
für Mühlen streisen. Häufig kommt es vor, daß man auf die Weise 
auf den Kraftverbrauch einer Mühle zu kommen sucht, daß man den 
schätzungsweisen Kraftverbrauch aller Einzelmaschinen und Transmissionen 
einfach addiert. 
Dieser Weg ist unrichtig und führt oft zu den ungeheuerlichsten Re— 
sultaten. 
Bei der Kraftbemessung für eine Mühlenanlage ist unter Berück— 
sichtigung der Beschaffenheit des Weizens einzig die quantitative Gesamt— 
leistung per Stunde oder Tag maßgebend. Je härter der Weizen, desto 
größer bekanntlich die quantitative Leistung der Pferdekraft. Ersahrungs— 
gemäß kann man, wenn nicht mit Transmissionen und Transportmitteln 
unmäßig Kraft verschwendet wird, bei kleinen Mühlen per Stunde und 
1Pferdekraft 101/, —12 Kg Weizen vermahlen. Bei großen und auto— 
matifchen Mühlen besonders, mittlere Weizenqualitäten vorausgesetzt, 
15- 16 Kg. 
Ga hätte ich noch manches in meinem Vortrage ausführlicher be— 
handelt, doch mußte ich mich, wie schon erwähnt, wegen Kürze der zur 
Verfügung stehenden Zeit auf das Gesagte beschränken. 
Die Lage der Mühlenindustrie ist seit Jahren, insbesondere für die 
Kleinmüllerei, keine rosige und es werden bittere Klagen hierüber gehört. 
In den meisten Fällen sind ja auch diese Klagen berechtigt; aber 
wollen Sie, meine Herren, nicht vergessen, daß es mit dem Jammern 
über schlechte Zeiten nach dem berühmten Muster der Landwirte allein 
nicht getan ist, denn nur derjenige wird sich zum Schlusse durchringen, 
der selbst den Hebel ansetzt und sich zu helfen sucht. Der Müller muß 
vor allem sein Fach als Müller technisch vollständig beherrschen und so 
viele kaufmännische Kenntnisse besitzen, daß er sein Geschäft kaufmännisch 
korrekt führen und richtig kalkulieren kann. Für den Kleinmüller besonders 
genügt es nicht, daß er in technischer Hinsicht nur weiß, wie er es machen 
muß, sondern er muß auch das Wesen der Müllerei erfaßt haben, selbst 
mahlen können und mit allen Maschinen und Einrichtungen vertraut sein 
und auf dem Laufenden bleiben, wenn er nicht ein Spielball seiner Leute 
und der Lieferanten werden will. J 
Es ist nichts so gefährlich für den Müller, wie für jeden anderen In— 
dustriellen, als wenn Untergebene merken, daß der Chef der Müllerei nicht
	        
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