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nisation in unserem Müllergewerbe geschaffen werden können, die es uns
ermöglichen wird, den schönen Traum eines Mühlensyndikates über ganz
Deutschland zu verwirklichen.
In meiner engeren Heimat, der Niederlausitz, haben die Müller den
von mir empfohlenen Weg betreten und sich zu einem Verbande mit
gleichen Interessen und Zielen zusammengeschlossen, um durch gemein—
schaftliche Verkaufsbedingungen die eingerissenen Unsitten zu beseitigen.
So bescheiden die von uns aufgestellten Bedingungen sind, da wir keines—
wegs die Preise diktieren wollen, sondern uns im wesentlichen darauf be—
schränken, nicht länger als auf 3 Monate vorzuverkaufen, die Baisseklausel
zu beseitigen und Zahlung in längstens 2 Monaten zu fordern, so sind wir
dennoch bei unseren Kunden auf Widerspruch gestoßen, weil dieselben
durch die Reisenden und Agenten von den Mühlenfirmen, die sich unserem
Verbande nicht angeschlossen haben, geradezu aufgehetzt worden sind.
Ist man doch so weit gegangen, daß ein von unserer Seite an eine
außerhalb unseres Vereins stehende Mühlenfirma gerichteter Brief durch
den Vertrauensbruch ihres Reisenden dem Innungsvorstande der Bäcker
übergeben, von diesem in der Fachzeitung wörtlich bekannt gemacht und
unser Verein öffentlich heruntergezogen worden ist. Solche Vorkommnisse
sind tief bedauerlich und ich möchte an dieser Stelle öffentlich dagegen
Protest erheben!
So wenig ermutigend die mitgeteilten Vorgänge sind, so zweifle ich
nicht daran, daß sich auch in Müllerkreisen immer mehr die Überzeugung
Bahn brechen wird, daß in der heutigen Zeit der Einzelne nichts,
eine geschlossene Interessengemeinschaft aber viel erreichen
kann. Ich bitte Sie, sehr geehrte Herren, dieses Ziel unentwegt im Auge
zu behalten, dann wird auch der Erfolg nicht fehlen. Glück zu!
Herr Blank-Kanzach: M. H., die Zeit ist sehr weit vorgeschritten
und ich werde mich sehr kurz fassen. Aber doch dürfte es notwendig sein,
auf die erfolgten Ausführungen einen kleinen Rückblick zu werfen. So viel
steht unbestritten fest, daß in unserem Berufe, in der Müllerei, unhalt—
bare Zustände geschaffen wurden. Diese Zustände, m. H., beruhen nicht
auf natürlicher Entwickelung, sondern sie sind die Folge einer falschen
Verfrachtung und die Folge der Vorteile der Massenfabrikation. Das ist
unbestritten, das läßt sich nicht mehr ableugnen.
Wenn wir kurz auf die Sache eingehen wollen, so entwickelt sich die
Frage: können in dieser verwirrten Lage Mittel und Wege gefunden
werden, um die Zustände auf freiwilligem Wege, durch eine freiwillige
Vereinigung zu bessern, oder sind staatliche Zwangsmittel, ist ein Hilfs—
gesetz, wie Herr Professor Ruhland ausführte, notwendig? Eine freie Ver—
einigung halte ich für vollkommen unerreichbar, und, m. H., wenn wir
bedenken, daß den Bestrebungen der Umsatzsteuer schon entgegengehalten
wird, es sei ein Eingriff in die Gewerbefreiheit, so denken Sie darüber
nach, welchen Widerstand wir finden würden, wenn wir die Forderung
stellen würden, wie Herr Professor Ruhland sie stellt oder zu stellen uns
empfehlen möchte, — unser Bestreben dahin zu richten, Zwangsgesetze für
die Bildung von Zwangssyndikaten zu erreichen! Ja, das wäre doch,
möchte ich sagen, ein Eingriff in die freie Entwicklung, ein Eingriff in