Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

25 
Das Endziel unserer Bestrebungen für die Gründung von Verkaufs— 
vereinigungen (Syndikaten), denen auch die etwa zu Fusionen verbundenen 
Betriebe beitreten könnten, müßte dann sein der Zusammenschluß aller 
kleineren Vereinigungen zu einer Zentrale, einem großen deutschen 
Mühlensyndikate. 
Sind erst die kleineren Syndikate, über ganz Deutschland verzweigt, 
ins Leben gerufen worden, dann werden die Verhältnisse ganz von selbst 
dazu treiben, daß die einzelnen Vereinigungen sich zu einem deutschen 
Mühlensyndikate zusammenschließen. 
M. H., die Tendenz der Ausführungen meines Vortrages gipfelt, 
wie Ihnen klar geworden sein muß, in der Hauptsache in dem Grund— 
satze der Selbsthilfe, wobei die staatliche Mithilfe in der Form eines 
Hilfsgesetzes nicht von der Hand zu weisen ist. Die deutsche Klein- und 
Mittelmüllerei soll sich möglichst selbst gesund machen durch die eigene 
Kraft und durch gemeinsames Arbeiten im Kampfe gegen die Konkurrenz 
der Großmühlen, indem alle Betriebe sich zusammenschließen zu freien 
Organisationen, welche auch die kleineren Muͤhlen befähigen, es mit jeder 
größeren Konkurrenz aufzunehmen. 
Sehr wohl weiß ich es, daß viele Kollegen unter Ihnen der Ansicht 
sind, „es sei aussichtslos, Syndikate oder andere Vereinigungen im 
deutschen Mühlengewerbe zu schaffen, da alle solche Bestrebungen' an der 
bekannten Uneinigkeit der deutschen Müller scheitern werden“ und daß 
diese Kollegen das zukünftige Heil der deutschen Müllerei nur in einer 
Reichsumsatzsteuer oder einer reichsgesetzlich einzuführenden Kontingentierung 
der deutschen Mühlen mit Besteuerung der über die Kontingente hinaus 
stattfindenden Mehrerzeugung von Mehl erblicken. 
M. H., wenn ich es diesen Kollegen auch sehr nachfühlen kann, daß 
sie in ihrer Not und ihrem Ringen um ihre Existenz den einzigen 
Rettungsanker in der Staatshilfe erblicken, so möchte ich doch heute an 
die deutschen Klein- und Mittelmüller die Mahnung richten, in der Haupt— 
sache durch gemeinsame Selbsthilfe eine Besserung der jetzigen ge⸗ 
drückten Lage herbeizuführen. 
Gedenken wir des herrlichen Dichterwortes: 
„In der Kräfte schön vereintem Streben 
Erhebt sich wirkend erst das wahre Leben!“ 
Somit schließe ich, indem ich den deutschen Müllern zurufe: „Seid 
einig, deutsche Müller, besinnt Euch auf Eure eigene Kraft, vereinigt 
Euch zum gemeinsamen Kampfe gegen die Feinde Eurer Existenz, dann 
wird Euch der Erfolg nicht fehlen!“ Glück zu! 
(Lebhafter Beifall.) 
Herr Vorsitzender nan den Wyngnaert: M. H., bevor ich dem 
Herrn Korreferenten das Wort erteile, hat Herr Metzmacher das Wort 
zu einer Berichtigung; ich bitte aber die Herren, die das Wort zu dieser 
Frage nehmen wollen, es erst nach Anhören des Herrn Korreferenten 
zu tun. 
Herr Melzmacher-Dortmund: Als Vorsitzender der Müllerei— 
Berufsgenossenschaft halte ich mich verpflichtet, einer Bemerkung des
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.