Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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recht erhalten werden konnte, lag aber weniger an den sochlichen 
Schwierigkeiten, welche sich dem Unternehmen entgegenstellten, sondern in 
erster Linie an der nur zu bekannten Uneinigkeit unter den Müllern. 
Die Cösliner Handelskammer hatte es in die Hand genommen, die 
größeren und mittleren Mühlen Pommerns östlich der Oder zu einer Ver— 
einigung oder einem Syndikate zwecks gemeinsamer Ausfuhr von Mehl 
zu veranlassen. Bedauerlicherweise ist diese Vereinigung, die einen guten 
Schritt „vorwärts“ für die moderne Entwickelung der Müllerei in 
Pommern bedeutet hätte, nicht zustande gekommen, und will man sich 
nun darauf beschränken, einen Verein zu gründen, dessen Mitglieder sich 
verpflichten sollen, bei den Verkäufen von Müllereierzeugnissen bestimmte 
Bedingungen innezuhalten. Es wäre sehr zu wünschen, wenn nun wenig— 
stens diesem Vereine alle mittleren und größeren Mühlenbetriebe Pommernus 
beitreten würden. 
Auch in der Wetterau sollte eine Gesellschaft mit beschränkter Haf— 
tung gegründet werden, durch welche 9 Betriebe, die zusammen 60 t 
täglich vermahlen, zusammengelegt werden sollten; leider aber haben die 
Verhandlungen durch das Zurücktreten einer größeren Mühle abgebrochen 
werden müssen. Die nur zu bekannte Uneinigkeit der deutschen Müller 
hat also auch hier wieder den in Aussicht stehenden Erfolg vieler Mühe 
und Arbeit vernichtet. 
Immerhin aber sind die Anzeichen dafür, daß auch in Deutschland 
im Kreise der Müller sich eine Bewegung vorzubereiten beginnt, durch 
Verkaufsvereinigungen, Syndikate und Fusionen bessere Lebensbedingungen 
für die deutsche Müllerei zu schaffen, ohne Zweifel vorhanden. Deshalb 
war es auch durchaus zeitgemäß und mit Freuden zu begrüßen, daß die 
Redaktion der „Mühle“ einen Aufruf an die deutschen Müller dahin er— 
gehen ließ, auch in Deutschland, wie es bereits in anderen Ländern ge— 
schehen sei, Syndikate und Fusionen zu bilden, um den Großbetrieben 
gegenüber konkurrenzfähiger zu werden. Wenn auch dieser Aufruf nicht 
den vielleicht erwarteten Erfolg hatte, daß nun die Müller in hellen 
Scharen in Leipzig zu der anberaumten Versammlung erschienen und mit 
Begeisterung der gegebenen Anregung Folge leisteten, so hat doch eine 
erhebliche Anzahl von Kollegen ihr lebhaftes Interesse für die Sache 
durch ihr Erscheinen bewiesen, und ist ein Ausschuß gewählt worden, 
welcher die Angelegenheit weiter bearbeiten soll. In diesem Ausschuß, 
der bereits fünf gemeinsame Sitzungen abgehalten hat, arbeiten nicht nur 
Kollegen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, sondern es haben auch 
an seinen Beratungen, wie ich mit großer Freude und Genugtuung ver— 
künden kann, Vertreter der drei deutschen Müllerverbände, des Vereins 
deutscher Handelsmüller, des Deutschen Müllerbundes und des Verbandes 
Deutscher Müller, in einträchtigem und gemeinsamem Wirken teilgenommen. 
Die bisherigen Beratungen des Ausschusses haben zu dem Resultate ge— 
führt, daß durch Wort und Schrift die deutschen Müͤller über das Wesen 
von Verkaufsvereinigungen, Syndikaten und Fusionen Aufklärung erhalten, 
und sie angeleitet werden sollen, in welcher Weise derartige Vereinigungen 
in die richtigen Bahnen gebracht und verwirklicht werden können. Ferner 
wird der Ausschuß Normalsatzungen für Syndikate und Fusionen aus—
	        
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