Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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allgemeinen Versicherungsbedingungen unter Beteiligung der Versicherungs— 
nehmer angemessen zu revidieren. 
Es waͤr auf diesem Gebiete, und nachdem gewisse Bestrebungen vor— 
handen waren, das deutsche Müuͤhlenversicherungsgeschäft mehr oder we— 
riger englischen Gesellschaften zuzuführen, eine interessante Erscheinung, 
daß wir in unserem Verbandsorgan die merkwürdige Tatsache festnageln 
ronnten, daß die englischen Gesellschaften kraft englischen Gesetzes in Kriegs⸗ 
ind ähnlichen Fällen ausländische Versicherte nicht entschädigen dürfen. 
Rach englifchem Recht würde die Auszahlung einer rechtmäßig zuständigen 
Entschädigungssumme an einen Untertanen eines mit England in Krieg 
hefindlichen Staates Hochverrat sein. Wir hoffen, daß diese unsere —W 
leilung manchen vor der Inanspruchnahme der englischen Versicherungs— 
gesellschaften abgeschreckt haben wird; denn jene Unsicherheit würde durch 
ine an sich vielleicht recht problematische Billigkeit der Prämie doch 
wohl zu teuer erkauft. Man hat zwar neuerdings behauptet, das von 
ins beanstandete gesetzliche Verhältnis sei beseitigt; wir können unseren 
deutschen Versicherlen aber trotzdem nur raten, bei deutschen Gesellschaften 
zu versichern, um unter allen Umständen sicher zu sein, im Schadenfalle 
dann auch wirklich entschädigt zu werden. 
Unser Verkehr mit der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft 
im Versicherungsverbande hat sich in demselben Rahmen wie in den 
früheren Jahren abgespielt. Die Zahl der vor den Ausschuß des Ver— 
icherungsverbandes gebrachten Streitfälle war nicht besonders hoch, und 
es gelang durchweg, eine beide Parteien befriedigende Lösung der Schwie— 
rigkeiten zu finden. 
Dasselbe können wir von der Haftpflichtversicherung berichten; auch 
hier erweist sich der Vertrag zwischen dem Allgemeinen Deutschen Ver— 
icherungsverein und unserem Verbande als eine segensreiche Einrichtung. 
Dagegen vermochten wir uns nicht für die von vielen Seiten em— 
pfohlene Maschinen- und Sturmversicherung zu erwärmen, wenn wir ihre 
zrundlegende Absicht auch als berechtigt anerkennen mußten. Wir haben 
uns aber überzeugt, daß diese Maschinenversicherung wohl für große Ma— 
schinenfabriken, Hütten und andere große Betriebe im eigentlichen Sinne 
zweckmäßig erscheinen mag, nicht aber für die Mühlen. 
Was schließlich die Arbeiterverhältnisse anbelangt, so ist hier eine 
wesentliche Anderung kaum zu verzeichnen. Der im sozialdemokratischen 
Fahrwasser schwimmende Mühlenarbeiterverband zählt noch nicht 109 
der deutschen Mühlenarbeiter zu seinen Mitgliedern und verdient deshalb 
kaum die Beachtung, die ihm von einzelnen Seiten zuteil wird. Aus 
vielfachen Mitteilungen ist zu entnehmen, daß im großen und ganzen die 
Arbeiterverhältnisse in der Müllerei immerhin noch erträglich sind, wenig— 
stens für unseren Verband noch keine Veranlassung besteht, die Arbeiter— 
frage zum Mittelpunkt eines Kampfes zu machen. 
Wenn ich so über die Tätigkeit unseres Verbandes das wichtigste in 
kurzen Zügen berichtet habe, so werden Sie mit mir gewiß auch die 
Empfindung haben, daß noch manches zu wünschen, noch viel zu bearbeiten 
bleibt. Aber Sie werden, hoffe ich, auch überzeugt sein, daß Ihre Ver— 
trauensmänner, Vorstand und Bleibender Ausschuß des Verbandes, sowie
	        
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