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Und wenn irgendwo, so gilt es hier: je einfacher, desto besser! Weitere Vorzüge mögen aus
dem von den Herren Gebr. Link stets kostenlos erhältlichen Prospekt entnommen werden.
Solcher rein-pneumatischen Systeme giebt es zur Zeit wie gesagt eine ziemlich große
Anzahl. Von den mir bekannten aber ist das neue Linksche System entschieden das beste.
Eine weitere Empfehlung der Firma Link ist nicht nötig; denn sie genießt überall,
wo sie bekannt ist, den Ruf größter Solidität und einer Leistungsfähigkeit, die den höchsten
Anforderungen der Neuzeit vollauf gewachsen ist. Ein neuer Beweis dafür ist die Erfindung
dieser neuen „rein-pneumatischen Windlade“. Das Urteil der Sachverständigen über die in
Hochfelden i. Elsaß aufgestellte Orgel ist denn auch entsprechend anerkennend ausgefallen.
(Vgl. M.Schr, Jahrg. 1, 5. 406.)
Kleine Mitteilungen.
In Koldes „Beiträgen zur bapyer. Kirchengeschichte“, III. 8, veröffentlicht Professor
v. Schubert-⸗Kiel eine neue wertvolle Studie, den evangelischen Gottesdienst in Nürnberg
betreffend: „Der Streit über die Lauterkeit der Nürnberger Ceremonien in der
Mitte des 18. Jahrhunderts“. Besagten litterarischen Streit hat im Interesse des damals
noch bestehenden, in vielen Stücken katholisierenden Rürnberger Kultus der Diakonus an
St. CLorenz, Karl Christian Hirsch (f 1754), geführt. Dem lokalpatriotischen Eifer des gelehrten
Mannes fland ein entsprechendes Maß von Besonnenheit und nüchterner Beurteilung des
Wandels der Zeiten nicht zur Seite. So ist er von Rechts wegen unterlegen, und in seinem
Todesjahre wurde die (im wesentlichen dem Jahre 1524 entstammende) altnürnbergische Gottes—
dienstordnung zum letzten Male gedruckt. Für die weitesten Kreise gewinnt v. Schuberts Arbeit
dadurch das größte Interesse, daß sie den aktenmäßigen Nachweis bringt, auch in Nürnberg
sei die „papistische Lsurgie“ nicht erst durch den bösen Rationalismus beseitigt worden, sondern
durch den bͤraven Pietismus, der, „an Verachtung der historischen Tradition und des künst—
lerischen Geschmacks“ jenem gleich, der Aufklärung vorgearbeitet hat in der Bestattung dessen,
was tot war und nicht wieder lebendig werden wollte. Herolds bekanntes Buch „Alt-Nürnberg
in seinen Gottesdiensten“ (1890) erfährt hier demnach eine neue unabweisbare Berichtigung.
Sm.
Der diesjährigen Pastoral-Konferenz zu Straßburg s. und 16. Juni) ist der
Plan zu einem neuen Gesangbuche für die evangelischen Gemeinden von Elsaß—
Lothringen vorgelegt worden, der sich in mancher Beziehung von den neueren Gesangbüchern
unterscheidet. Vor allem ist man beflissen gewesen, die Sammlung so knapp als moͤglich zu
gestalten, und ist deshalb nicht über die Summe von 350 Liedern hinausgegangen, wozu noch
ein Anhang von 50 Volks- und Jugendliedern für Kindergottesdienste und freiere Gemeinde—
feiern kommt. — Was die Anordnung betrifft, so hat man neben der praktischen Forderung
möglichster Übersichtlichkeit den liturgischen Gesichtspunkt zur Durchführung gebracht, daß das
Gefangbuch Mittel zum Vollzug des Gemeindegottesdienstes sei. In, dieser Beziehung führt
die der Konferenz eingereichte Denkschrift folgendes aus: „Vaturgemäß scheidet sich der Stoff
in zwei Teile: J. Lieder, die sich an bestimmte gottesdienstliche Zeiten und Handlungen an—⸗
schließen, und 2. solche, die das Christentum nach seinen verschiedenen Seiten zur Darstellung
bringen ohne Rücksicht auf eine bestimmte Feier. Der erste Teil wird demnach enthalten die
Lieder für die Feste und Festzeiten des Kirchenjahres, also Advent, Weihnachten, Neujahr,
Epiphanias, Passion, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Trinitatis; außerdem Missionsfest,
Erntefest, Reformationsfest, vaterländische Feste. Dazu kommt der Sonntag und die kirchlichen
Handlungen: Caufe und Konfirmation, Beichte, Abendmahl, Trauung, Begräbnis. So einfach
hier in der Hauptsache alles liegt, so fehlt es nicht an Schwierigkeiten im einzelnen: Die
Stellung des Sonntages. Bald haben ihn die Gesangbücher am Anfang, vielfach in Ver—
bindung mit der Rubrik „Cob, Dank und Bitte“, bald beginnen sie mit Advent. Für die eine
oder andere Möglichkeit hat man sich zu entscheiden. Den Ausschlag giebt nicht die historische
Erwägung, daß der Sonntag der Keim des Kirchenjahres und deshalb vor diesem da war,
noch die, daß der Sonntag die allgemeinste Kirchenzeit ist, der die speziellen Feiern folgen
müssen, sondern vielmehr die Chatsache, daß der Gottesdienst der Gemeinde sich in Zeit—
abschnitte teilt, an deren Anfang der Advent steht, während erst die zweite Hälfte des Kirchen—
jahres die den Festzeiten gegenüber indifferente Sonntagsreihe bringt. Eine nicht leicht zu
entscheidende Frage ist, wohin die starke Rubrik „Morgen- und Abendlieder“ gehört. Man
findet sie meistens mit allem möglichen zusammen unter dem Titel „Lieder für besondere
Zeiten und Verhältnisse“: eine Bezeichnung, so unbestimmt und allgemein, daß sie im Grunde
für alles paßt. In der Chat ist sie auch nur eine Verlegenheitsauskunft, die dazu da ist, die