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Welt erblickt, da schloßen sich alsbald für alle Zeiten die Augen
der Mutter im Todesschlaf.
Wie jede Gutthat ihren Lohn in sich selber birgt, also
geschah es auch dem SZeidler Syghart.
Einst hatte er der bresthaften Mutter seiner Seidlerin
Haus und Hof williglich geöffnet und sie, samt dem kleinen Els—
lein, so damalen drei Jahre gezählet, mit allen Ehren als lieb—
werte Hausgenossin aufgenommen, — solches war aber im
gleichen Jahre gewesen, da der händelsüchtige Vater der Frau
Suse, der Kanegießer Puchner, landesverwiesen wurde. Und
wahrlich niemalen hat er Ursach gehabt seine Barmherzigkeit zu
bereuen, denn nimmer ist es einem Eheherrn besser ergangen,
als dem Cunntzen Syghart! Mit aller Lieb und Fürsorg schafften
und walteten die beiden Frauen in dem Gehöfte, und sintemalen
das junge Seidlerpaar nicht Kind und Kegel hatte, freute sich
schier alles am fröhlichen Gedeihen jung Elsleins. — In fried—
samer Abgeschiedenheit lebten sie im Herzen des herrlichen Reichs—
waldes. — Als danmn dem einträchtigen Leben so jäh ein End
beschieden ward, durch das Anklopfen Meister Klapperpeins, der
sich ohne Weiters die Zeidlerin selber holte, war die Trauer
wohl groß auf der einsamen Zeidelhub, aber der Hausstand
ging dannocht seinen geordneten Gang ruhesam weiter, denn
rührige Frauenhände suchten nach Kräften dem Wittmann die
Verlorne zu ersetzen. Das Elslein war eine junge, blühende
Maged von 17 Lenzen geworden, so mit aller Herzenslieb die
mutterlosen Waislein an ihr jungfräulich Herze nahm und solchen
auf alle erdenkliche Weis' die Mutter zu ersetzen suchte.
Die guten Augen der Frau Meisterin Puchnerin sahen mit
vollem Genügen auf das Zukunftsbild, so vor ihnen aufstund,
erblickte sie ihr Elslein als geschäftiges Mütterlein um die kleinen
Wesen bemüht und gewahrte sie das dankbare Wohlgefallen
des Cunntzen an dem jungen, tugendhaften Weibsbild.
Darob sind anjetzo aber sechs Jahre in's Land gezogen.
Der Seidler Syghart hat der Els Puchnerin zu wissen gethan,