Volltext: Zu Nürnberg

.Dezember — mit ihm der allseitig voll denkbarer Aufregung 
ersehnte „Ball in der TCurnhalle“. — 
Auf des hohen Gastes Wunsch waren außer den Spitzen 
der Behörden und der Kollegien aus jedem Stadtbezirke vier 
Familien, — inkl. die des Distriktsvorstehers — geladen. Jede 
dieser Familien durfte aus drei Personen bestehen; die Wahl 
derselben lag dem Gutachten des Distriktsvorstehers ob. Daß 
durch diese Art der Einladungserteilung, welche leicht persön— 
licher Willkür und Parteilichkeit Anlaß gibt die Zügel schießen 
zu lassen, viel Unfriede, Neid und Gehässigkeit heraufbeschworen 
wurde, läßt sich begreifen. — Auch kam dadurch manch armes 
„Bürgerseelchen“ in gesellschaftliche Kreise, die ihm wohl mehr 
beängstigendes Mißbehagen einflößten als Vergnügen und Be— 
lustigung einbrachten. 
Der König eröffnete den Ball mit der Gattin des ersten 
Bürgermeisters, Frau von Wächter, tanzte die Anstands-Pflicht— 
touren mit den betreffenden Damen und wählte dann seine 
Tänzerinnen nach eigenem Geschmacke, aus der Mitte des 
eleganten Frauen- und Mädchenflores. — Unter diesem hatte er 
auch sein schönes Gegenüber vom vergangenen Abend erkannt. 
Ein schlichtes Gewand aus weicher, weißer Seide schmiegte 
sich der schlanken Gestalt vorteilhaft an. Sie war bezaubernd 
schön, das mußte der Neid gestehen! — Der alte Herr mit den 
silberweißen Locken und dem strengen Antlitze war ihr Vater. 
Es währte nicht lange, da schritt sie am Arme des Königs 
— selbst einer Königin gleich — durch den Saal. Wonnig leicht 
wie eine Elfe wiegte sich die herrliche Erscheinung nach den 
Klängen des Walzers. — Bald wußte der Königliche Tänzer 
aus ihrem eigenen Munde, was ihn interessirte, erfuhr auch, 
daß der herculische Herr mit dem genialen Künstlerhaupt, der 
hbuschigen, schwarzen Mähne und dem sieghaften Falkenblicke der 
nachtschwarzen Augen — eben trat er neben den greisen Cantor 
ihr Verlobter war. „Und weshalb heiraten Sie nicht?“
	        
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