Volltext: Zu Nürnberg

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Er schwieg und ging nachdenklich einige male im Simmer 
auf und ab. 
Willibald's Blick hing an dem kleinen Elfenbeinbildchen. 
Es war ihm, als winkten ihm die goldbraunen Augen dort 
Mut zu. 
„Ich hänge so mit ganzer Seele an der Musik,“ bemerkte 
er schüchtern. 
„Mich wundert nur, daß Ihr das jetzt erst entdeckt,“ sprach 
Vestner, wieder einen durchdringenden Blick auf Willibald werfend. 
Warum habt Ihr nicht gleich den Beruf eines Musikers gewählt?“ 
„Mein Vater lebte damals noch und er meinte, Musik ge— 
höre zu den brotlosen Künsten. Er brachte mich in die kauf— 
männische Lehre. Aber jetzt — es zieht mich so mächtig — — 
und ich will rastlos lernen und schaffen — will ein Rünstler 
verden . ..“ 
„Oder auch nicht,“ unterbrach ihn Vestner. „Offen gesagt, 
ich habe kein rechtes Vertrauen zu dieser plötzlich aufgetauchten 
Geschichte. Ich müßte vor Allem einmal Proben Eures Talentes 
vernehmen, bevor ich versprechen kann, etwas für Euch zu thun.“ 
„O — gerne bin ich bereit, Euch vorzuspielen, wenn Ihr 
die Güte haben wolltet, mich zu prüfen,“ rief Willibald freudig 
erregt. „Sagt mir nur wann und wo .. 7“ 
„hm. Wie wär's, wenn Ihr bei einem Fest, das ich in 
nächster Zeit in meinem Hause gebe, mir und meinen Gästen 
ein paar schöne Stücke zu Gehör brächtet? Wir hörten dann 
auch gleich die Meinung Anderer über Euer Spiel.“ 
„Mit tausend Freuden, Herr — nehmt meinen berzinnigsten 
Dank.“ 
Voll kühner und seliger Hoffnungen verließ Willibald das 
haus. Der Kaufherr war doch offenbar seinen Wünschen nicht 
gerade abgeneigt. Das war schon etwas. Er stürmte nach 
Hause, um Wenzel die frohe Runde zu bringen.
	        
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