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des Mädchens dunkle Augen thun zu dürfen; oft freilich wurde
ihm diese Freude nicht zu teil, denn die Besitzerin des beglückenden
Augenpaares mied seine Nähe, soviel sie nur konnte.
„Ich mag ihn nicht!“ sagte sie sich, das heißt: „ich will
ihn nicht mögen“ wäre die richtigere Wendung ihrer Gedanken
gewesen! Denn im stillen Herzenskämmerlein lebte nur ein
Bild, dem sie so recht, recht hold war — und das war
das seine!
Aber sie gestand sich's nicht ein.
Hatten doch die lieben „Frau Basen“ schon längst gesagt:
Resi sei auf Deiner Hut, die Stiefmutter will Dir ihren Neffen
aufhängen! Aber auf den Tölpel brauchst nicht warten, Dir
ist ein „Besserer“ bestimmt. Deine Mutter hat für Dich gesorgt,
eh' sie gestorben ist. Darfst nur die Augen offen halten, er
wird sich schon melden, wenn's Seit ist. Kennst ihn ja schon,
hast ihn oft gesehen!“ Wie ein Alp legte sich die Ahnung auf
des Mädchens Herz, es möchte am Ende der Herr mit dem
grauen Barte und der großen leuchtenden Glatze sein, der
immer durch's Vurgthor kam und stets ein freundliches, be—
wunderndes Wort für sie hatte. Aus ihrer tiefsten Kindheit
erinnerte sie sich seiner, wenngleich ihn damals glänzend schwarzes
haupt- und Barthaar geschmückt hatte.
Ein stilles Grauen beschlich sie beim bloßen Gedanken, daß
dieser Mann es wäre, der ihr bestimmt.
„Wirst eine Dame,“ bliesen ihr die geschäftigen Zuträge—
rinnen ein, „bekommst es gar schön, brauchst nichts zu arbeiten;
der trägt Dich auf den Händen!“
„Von ihm auf den Händen getragen .. .. wie entsetzlich!“
dachte Resi, „lieber über rauhe Steine stolpern, sich die Füße
wund stoßen, als auf diesen zitternden, schmalen Händen ge—
tragen!“ Ihr graute. Ganz still und heimlich stieg der Vergleich
in ihr auf, wie's wär, wenn sich's um ein paar jugendkräftige,
arbeitsharte Hände handelte. Vor denen hätt's ihr nicht ..
aber sie will nichts wissen von solchen Gedanken!