Volltext: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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Nach Schluß der Verhandlungen blieb man noch beisammen sitzen, zuweilen 
bis über die Mitternacht. 
Anfangs befand sich das Vereinslokal — wie schon bemerkt — in der 
Wirtschaft zum „goldenen Radbrunnen“*) am Neuen Thor. Man zahlte für das 
Sommerhalbjahr 10 und für das Winterhalbiahr 20 fl. Miete und 2fl. für 
Bedienung. 
Vom 26. Oktober 1822 ab ward es in das obere Zimmer des Fuchs'schen 
Kaffeehauses am Obstmarkt verlegt (Preis hiefür jährlich 40 fl. und 2 fl. für 
Bedienung). 
Vom 2. Oktober 1824 an siedelte man zum Kaffeewirt Rößel über, weil Speisen 
und Getränke bei Fuchs manches zu wünschen übrig ließen, und vom 3. Dezember 
1831 ab tagte man im Reichsadler bei Claudius Braun (im heutigen Hôtel zum 
goldenen Adler). 
Die Vereinsbeiträge bezifferten anfangs 1 fl. und 42512-48 kr. zur 
Anschaffung von Büchern; später wurden sie auf 2fl. 24 kr. erhöht und dazu 
ward noch bestimmt, daß jedes neueintretende Mitalied 1fl. 30 kr. Eintrittsgebühr 
zu entrichten habe. 
Unser Kassier klagt zuweilen über Saumseligkeit der Mitglieder im Zahlen; 
vielleicht gewährt es ihm einen schwachen Trost in seinen Nöten, zu wissen, daß es 
auch bei unseren Alten Leute gab, welche sich wiederholt um ihre Beiträge 
mahnen ließen. 
Manche wollten zwar ihre Wochenbeiträge leisten, aber für Anschaffung von 
Büchern nichts zahlen; andere blieben mit ihren Wochenbeiträgen über Gebühr 
lang im Rückstand. Man schickte Erinnerungsschreiben, man sandte Knaben mit 
einer Büchse zur Empfangnahme der Reste; aber immer wieder hatte man seine 
Restanten. Im Jahre 1828 waren die Rückstände auf 33 fl. angelaufen. Nun 
beschloß man, einen erwachsenen Boten an die Säumigen abzusenden, da ein solcher 
nicht so leicht, wie ein Schulknabe, könnte abgewiesen werden und nahm sich dazu 
auch vor, Mahnungen noch öfters als bisher auf Kosten — des Bereins zu 
bethätigen. Hier mag auch gleich bemerkt werden, daß der Verein Nürnberger 
Lehrer zur Marimiliansstiftung den Betrag von 100 fl. spendete, den sie durch 
Selbstbesteuerung E /290 vom Gehalt) aufbrachten, wobei sich nur einige Kollegen 
ausschlossen. — 
Man besaß zu jener Zeit auch schon eine Kasse für reisende Lehrer, 
worüber das Protokoll vom 19. Juli 1823 also berichtet: 
„Solche (d. i. reisende und bettelnde) Pädagogen sind an den Vorstand zu 
weisen und diesem ist Vollmacht zu geben, daß er, nachdem er die Person 
angesehen (was man freilich nach der Bibel nicht thun soll) — nach Verdienst 
mehr oder minder erteile.“ 
Zu den Sylvesterabenden versammelten sich die Mitglieder des Vereins 
meist im Vereinslokal. 
Im Jahre 1822/23 war die Beteiligung daran eine geringe; doch blieben die 
14 Anwesenden bis früh um 2 Uhr in gehobenster Stimmung beisammen. Eine 
Einladung aus dem Jahre 1825 hiezu ist uns auch erhalten, die also schließt: 
„Die Verehelichten möchten ihre lieben Frauen, die Unverehelichten ihre etwaigen 
guten Freundinnen daran Anteil nehmen lassen.“ 
(Emmerling bemerkte auf das betr. Zirkular: Da es kein rechtes Vergnügen 
ohne Frauen gibt, so werde ich gleich zwei Frauenzimmer mitbringen). 
Auch das entnehmen wir aus den Akten, daß man gewöhnlich alljährlich nach 
den Schulprüfungen ein Festessen*) mit nachfolgendem Vereinsball abhielt. 
Das erstemal hören wir davon in den Protokollen vom Jahre 1823. 
) bei Wirt Simmerlein. 
»d.e Das Couvert kostet 48 kr.; Wein war extra zu bezahlen
	        
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