Volltext: Prinzregent Luitpold

FE war am 16. Februar 1824, am 25. Gedächtnistage des 
1, Regierungsantritts des ersten bayrischen Königs, Maxi- 
milian I. Joseph — da wurde in München der Grundstein zu 
dessen von Rauch geschaffenem Denkmal gelegt. Der König 
war nicht inmitten der Feiernden. Er stand, zurückgezogen 
und halb von einem Vorhang verborgen, an einem Fenster der 
nahen Residenz, stiller Zeuge eines ihn so nah und tief be- 
rührenden Vorgangs zu sein, — auf dem Arm einen drei- 
jährigen Knaben, dem er auch das festliche Bild da unten 
zeigen wollte. Plötzlich aber wandten sich die Blicke der 
Menge nach dem Fenster; man hatte die beiden entdeckt, 
und Grofsvater und Enkel waren Gegenstand einer so allge- 
meinen als aufrichtigen und herzlichen Sympathiekundgebung 
der Bevölkerung*). Nicht wenige Augenzeugen dieser an- 
mutigen Szene mag dabei der Gedanke bewegt haben, wie 
schön sich: hier in einem feierlichen Augenblicke in der Gruppe 
von Grofsvater und Enkel Vergangenheit und Zukunft be- 
gegneten. Für uns, das Geschlecht des 20. Jahrhunderts, die 
wir auf das ganze 19. Jahrhundert als ein Vollendetes zurück- 
blicken, gewinnt das Bild noch eine umfassendere Bedeutung. 
Der Knabe, den Max Joseph damals auf den Armen hielt, war 
Luitpold, er, der heute als Regent des Königreichs Bayern 
an seinem 80. Geburtstage selbst die Huldigungen eines ganzen 
Volkes empfängt, dem mit Enthüllung seines eigenen Stand- 
bildes insbesondere die Stadt Nürnberg an diesem Tage einen 
dauernden Zoll der Verehrung darbringt. Wir sehen in jener 
Gruppe die ganze Geschichte des neuen Bayerns gleichsam 
verkörpert. Max Joseph führt uns in die Anfänge zurück: 
das gewaltige Zeitalter steigt vor unserem Blick empor, da 
*) H. Reidelbach, Prinzregent Luitpold von Bayern S. 19 
nach v. Spruner, Charakterbilder aus der bayr. Geschichte 1878, 5. 615. 
— In unabhängiger Darstellung, wohl nach Familientradition L. v. Ko- 
bell, Unter den vier ersten bayrischen Königen I. 105.
	        
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