Full text: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

bildlichung einer besonderen menschlichen Thätigkeit damit hätte 
verbinden wollen. Zufällig ist nichts auf diesem Stiche, wo es 
bei grösster Raumausnutzung die grösste Fülle von Gedanken zu 
verkörpern galt, sondern bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein 
ist das sinnvolle Schaffen des Künstlers zu erweisen. 
Als zweite mechanische Kunst finden wir stets genannt die 
Armatura (wörtlich: Bewaffnung), die Kunst die mit Werk- 
zeugen arbeitet. Und zwar wird sie von Isidor von Sevilla und 
Vincenz von Beauvais bis zur Margaritha philosophica stets ein- 
geteilt in zwei grosse Hauptfächer, die „armatura architectoria“, 
die Baukunst mit allem was dazu gehört, und die ‚„armatura 
fabrilis‘‘, die Zimmermannskunst mit verwandten Thätigkeiten. 
Ebenso klar ist die Scheidung bei Dürer. Die Baukunst ist vor- 
trefflich zum Ausdruck gebracht durch das grosse Mauerstück. 
Dass an demselben noch gebaut wird ist ja. ausser Zweifel gestellt 
durch die Leiter, die daran lehnt. Die Idee des Künstlers, 
dieses angefangene Bauwerk zugleich zu benutzen als Träger für 
eine ganze Reihe von Geräten, ist eines Dürer würdig. Aber 
selbst das angefangene Bauwerk ist traditionell. An dem Cam- 
panile des Florentiner Domes sehen wir auf dem Relief der „Ar- 
matura‘“ einen ebensolchen stumpfen Mauerblock aufragen, und 
an seiner Seite eine Leiter lehnen, auf der einer der Bauleute 
soeben emporgestiegen ist.* 
Die Zimmermannskunst ist von Dürer ganz in den 
Vordergrund verlegt. Ihre Abzeichen erstrecken sich von der 
einen vorderen Ecke bis zur anderen, wie eine Art Grundlage 
für alle weitere menschliche Thätigkeit. Es sind von links nach 
rechts: der Richtwinkel, der Hobel, die Lochsäge, 
das Lineal, 4 Nägel und die Zange, deren Kopf unter 
den Falten des weiblichen Gewandes oberhalb des Hobels sicht- 
bar wird. Wer will mag auch den Hammer dazu hehmen, der 
auf der ersten Stufe neben dem grossen Krystallkörper liegt, doch 
brauchen wir denselben nachher noch “nötiger bei der Metallbe- 
reitungskunst. Es ist auch kein Zimmermannshammer, sondern 
ein Schmiedehammer, wie die eiserne Ummantelung des oberen 
Teiles des Stiles erkennen lässt, und liegt gesondert von den 
1 Abb. bei Schlosser, Jahrb. des allerh, Kaiserh. XVIL S. 56,
	        
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