Volltext: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

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menschlichen Bethätigungen in das thomistisch-dominikanische Welt- 
und Lehrsystem handelt. Viel lehrreicher ist ein Vorläufer jenes 
Florentiner Cyclus, die Wandgemälde, die einst die Capella 
di S. Agostino bei den Eremitani zu Padua 
schmückten, gemalt von Giusto (14. Jahrhundert). Sie sind uns in 
einer ausführlichen Beschreibung Hartman Schedels erhalten geblieben. 
Neuerdings war Schlosser so glücklich, ihre mutmaasslichen Vor- 
bilder in den Miniaturen zweier Handschriften zu entdecken.‘ 
In strenger Symmetrie war auf der einen Seite die Philosophie 
mit den sieben freien Künsten und deren bedeutendsten Vertretern 
dargestellt, auf der andern Seite die Theologie mit den vier 
grossen Kirchenvätern, (zu denen bekanntlich auch Hieronymus 
vehört), mit anderen berühmten Kirchenlehrern und den sieben 
theologischen Tugenden. Ausführliche Beischriften erläuterten alle 
Einzelheiten. 
In den Glasfenstern der Klosterbibliothek zu St. 
Albans in England sah man die Theologie dargestellt, daneben 
die Philosophie mit den sieben freien Künsten, die Jurisprudenz, 
Medizin und Landwirtschaft. Jedenfalls ist die Beschreibung un- 
vollständig, denn an die Medizin und Landwirtschaft werden sich 
naturgemäss auch die andern mechanischen Künste angeschlossen 
haben.? Noch unvollständiger ist leider die Beschreibung des 
Glasfensterschmuckes der Bibliothek des Klosters Nie- 
deraltaich in Bayern, wo neben Theologie und Ge- 
schichte (?) die Astronomie, Physik (also eine der mechanischen 
Künste), Musik „und die andern philosophischen Disciplinen“ dar- 
gestellt waren.” Diese Beschreibung zu ergänzen kann uns jetzt 
nicht mehr schwer fallen, zumal mit Hülfe des dritten nordischen 
Denkmales der Art aus dieser Zeit, — denn der Spätgotik ge- 
hören wohl alle diese Denkmäler an —, das uns leider auch wieder 
nur in einer Beschreibung, allerdings einer sehr ausführlichen von 
dem unermüdlichen Sammler Hartmann Schedel, erhalten ist. Das 
ı Abgebildet in dem Aufsatz im Jahrb. d. allerh, Kaiserh. XVII” 
2 Die Beschreibung nach dem Monasticum Anglicanum abgedr. 
bei Schlosser, Quellenbuch zur Kunstgeschichte S. 317. Vgl. auch Jahrb, 
XVII, 840 
3 Kuen, S. S. R. R. Historico monastico ecclesiasticarum, Ulm 
1756 T. II, p. 87. Schlosser, Jahrb. S. 83.
	        
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