Volltext: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

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liche Darstellung betrachtet hätten. Hier die Abbildung des 
Graf’schen Titelbildes, wie es sich.in der deutschen Ausgabe von 
1520 vor der Vorrede und dann noch einmal. Seite 100 am 
Schluss der 22 Regeln für den christlichen Ritter abgedruckt 
findet. 
Die 3 übrigen Textbilder jener Ausgabe illustrieren nur 
einzelne Abschnitte des Buches und haben ebensowenig etwas 
mit dem Dürerstiche zu thun. Auch in spätere illustrierte Ausgaben 
der Schrift des Erasmus ist, soweit ich nachprüfen konnte, eine Nach- 
bildung des Dürerstiches oder eine auch nur. mittelbar davon ab- 
geleitete Illustration nicht eingedrungen. Dass der Ritter bei Urs 
Graf zwischen dem Teufel auf der einen Seite, einem (hier von 
sinem Engel) emporgehaltenen Stundenglase auf der anderen Seite 
erscheint, ist nicht etwa ein von Dürer'’s Stiche übernommener 
Gedanke, sondern geht auf die beiden Schöpfungen gemeinsamen 
Vorbilder des 15. Jahrhunderts zurück. 
Denn das dürfte wohl das Wichtigste bei dieser ganzen Unter- 
suchung sein, dass es dem Verfasser geglückt ist, neben den 
litterarischen volkstümlichen Quellen des Dürerstiches auch k ünst- 
lerische Vorläufer desselben zu entdecken. Ob es nun 
gerade die sind, die Dürer unmittelbar bei seiner Schöpfung vor- 
veschwebt haben, ist Nebensache, genug schon, wenn wir erkennen, 
lass Dürers Reiterbild nur die reifste und vollendetste Frucht eines 
weitverzweigten. Baumes..ist, dessen Wurzeln in der mystischen 
Volkslitteratur ruhen und dessen Zweige gebildet werden von 
den religiösen Holzschnittbildchen und illustrierten Flugblättern 
des ausgehenden 15. Jahrhunderts. 
Es wäre ja auch ganz unnatürlich, wenn jene Zeit nicht dazu 
übergegangen wäre, das Zeitideal, den christlichen Ritter, auch 
im Bilde dem Volke nahe zu bringen. Ging doch damals bildliche 
and gedruckte Belehrung durchaus Hand in Hand ; es war selbst- 
verständliches Erfordernis, dass ein Volksbuch seine Gedanken 
zugleich auch in begleitenden Holzschnitten dem Leser klar machte. 
Darin war die Tradition des‘ Mittelalters, welches die bildende 
Kunst als Vermittlerin für den des Lesens Unkundigen benutzt hatte, 
Joch zu frisch. Und die eben damals neuerfundenen bezw. ver- 
vollkommneten Vervielfältigungsverfahren hatten die Bilderfreude 
Jloppelt gesteigert, ähnlich wie in unserer bilderfreudigen Zeit nach
	        
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