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den Herrn Christum, beschütz die Wahrheit, erlang Jer Märtyrer
Kron !“‘ 1
Aber können wir eine allgemeine Vertrautheit mit den Ge-
danken des „Handbüchleins des christlichen Ritters“ in weiteren
Kreisen schon für das Jahr 1513 voraussetzen? Es ist doch nicht
zu übersehen, dass die ersten Uebersetzungen der Schrift in’s
Deutsche erst aus den Jahren 1520 und 1521 stammen. Wahr-
haft volkstümlich werden Gedanken erst, wenn sie dem Volke
in der Muttersprache zugeführt sind. Dürers Stiche aber waren,
das stellt sich bei jeder neuen Untersuchung immer mehr heraus,
in der überwiegenden Mehrzahl für weite Kreise bestimmt und
volkstümlich gedacht. Selbst die angeblich für den engen Kreis
der humanistisch Gebildeten geschaffenen Stiche seiner Jugendzeit
scheinen doch zum Teil wenigstens aus dem allgemeinen Em-
pfinden und Interessenkreise der Zeit heraus zu verstehen zu
sein.” Wie viel mehr wird dies der Fall sein bei einem solchen
mit grösstem Zeitaufwande geschaffenen Meisterwerke des reifen
Mannesalters!
Die Annahme lässt sich nicht mehr‘ voh der Hand weisen,
dass man sich doch zu schnell bei dem. Hinweise Grimms beruhigt
hat... Stehen wir einmal auf dein Boden ‚der‘ "Anschauung, dass
Dürer nicht als ein Wunder vöm/Himmel gefallen ist und dass
seine Schöpfungen nicht individügll. erdachte, Rätselbilder waren,
mit denen er das Volk zu überraschen‘; gelachte, und in die jeder
hineindeuten konnte, was er wollte, — wie wir das in der mo-
dernen Kunst gewohnt sind —, sondern dass die künstlerischen
Gedanken damals fest umschrieben waren und somit auch Dürers
ganzes künstlerisches Werk sich einordnen lassen muss in den
grossen kulturgeschichtlichen Zusammenhang seiner Zeit, so
‚st uns damit der Weg zur weiteren Forschung gewiesen:
Wir müssen sehen, ob nicht die Vorstellung vom christlichen
Ritter weiter zurückreicht, über die Zeit des Erasmus und Dürers
hinaus. Vielleicht wird uns der grosse Erfolg des Erasmianischen
Tandbuches auch verständlicher, wenn wir etwa entdecken sollten,
ı Lange-Fuhse 164, 27.
2? Vgl. K. Lange, Grenzboten 1892 S. 340, und dessen «Papstesel»
Göttingen 1891 S. 21.