Studie vorgeheftet, Melancholie und Hieronymus auf der Doppel-
tafel nebenan.)
Eine ausführliche Beschreibung der Darstellungen bis in alle
Einzelheiten hinein kann somit wohl an dieser Stelle unterbleiben,
auch darum, weil in der bisherigen Dürerlitteratur der geharnischte
Reiter, der so unerschrocken an . Tod und Teufel vorüberreitet,
die geflügelte Frauengestalt der Melancholie, die von den Ab-
zeichen der verschiedensten menschlichen Thätigkeiten umgeben
ist, und der fromme Kirchenvater, der so friedlich mit seinem
Begleittier, dem Löwen, und dem fuchsartigen Hündchen in der
sonnigen Studierstube haust, oft und mit liebevoller Ausführlich-
keit beschrieben worden sind. Wir lernen im Laufe der Unter-
suchung ohnehin die Einzelheiten jedes . Blattes noch genügend
kennen. Ueberzeugen wir uns zunächst nur, dass alle drei
Blätter mit der gleichen künstlerischen Sorgfalt und staunen-
erregenden Vollendung der Technik, aus dem gleichen künst-
lerischen Empfinden heraus als drei gleichwertige Meisterwerke
geschaffen sind... Zusammengehalten mit der bis auf wenige Mil-
limeter durchgeführten Uebereinstimmung der Maasse und der
Thatsache der Vollendung aller drei Blätter in einem Zeitraume
von höchstens zwei Jahren, lassen es diese Beobachtungen als
sehr verständlich erscheinen, dass man auf den Gedanken verfiel,
diese drei Blätter müssten eine zusammengehörige Einheit, eine
Trilogie bilden. Die römische Ziffer I hinter der Aufschrift „Melen-
colia“ konnte den Gedanken, dieses Blatt als erstes aus einer Folge
von mehreren zusammengehörigen zu betrachten, nur verstärken.
Gegenwärtig werden daher die drei Blätter in der Regel auch
in einem Atem genannt und die wissenschaftliche Forschung hat
seit längerer Zeit ihren Ehrgeiz darein‘ gesetzt, den einigenden
Grundgedanken aufzuspüren und den Sinn jedes einzelnen Stiches
erst aus jenem Grundgedanken abzuleiten.
Ob dies Bestreben nicht vielleicht doch auf zu schnellen
Schlüssen beruhte und die: Deutung des Stiches unnötig er-
schweren half? Der Sinn des „Reiters“, wie Dürer selbst das
Blatt Ritter Tod und Teufel einfach benannte, stand ja bereits
ziemlich fest. Die subjective Willkür in seiner Auslegung, die
Heller schon 1827 mit den Worten beklagte: „Ueber die eigent-
liche Vorstellung dieses Blattes stritt man schon mehr als hundert