Volltext: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

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auch aller Kräuter Kraft und alle Complexion und Neigung aller 
Menschen und die Natur aller Thiere und hättest auch. darin alle 
die Kuust aller derer, die im Himmel und auf Erden sind‘. „Die 
Seligkeit liegt an keiner Kreatur oder an Kreaturen Werk, son- 
lern allein an Gott und an seinen Werken. Darum sollte ich 
allein auf Gott und sein Werk achten.und alle Kreatur mit ihren 
Werken lassen ; auch alle die Werke und Wunder, die Gott je 
zewirkt hat in oder durch alle Kreaturen, sofern es ausserhalb 
mir ist und geschieht, so macht es mich nimmer selig.“ 
Dieser in der mystischen Erbauungslitteratur immer wieder- 
kehrende Gedanke ist wohl nirgends besser ausgedrückt als in 
dem 1407 verfassten, unzählige Male abgeschriebenen und dann 
gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts oftmals 
gedruckten deutschen Volksbuche „der Seelentrost‘“,! der 
ıns wohl am direktesten hingeleitet zu Dürers Gegenbildern. 
Dies Buch beginnt: „Der Seelen Trost liegt an heiliger Lehre 
und an Betrachtung der heiligen Schrift. . . . Viele Leute sind, 
die da lesen weltliche Bücher und hören dem nach und verlesen 
alle ihre Arbeit, denn sie finden dort nicht der Seele Trost ... 
Viele Leute sind gewesen, die die Welt umfuhren über Wasser 
und Land, dass sie Abenteuer erjagen wollten und Wunder 
beschauen und neue Mähre hören, und verloren alle ihre Arbeit, 
denn sie fanden dort nicht der Seele Trost.“ So geht. es eine 
Weile weiter, immer zum Schluss mit der Versicherung, dass 
der Seele Trost nicht. liege an weltlichen Dingen und weltlichem 
Wissen sondern allein liege an der heiligen Schrift. Unter 
den praktischen Beispielen aus der Geschichte, die dann ange- 
‘ührt werden, finden wir gleich an dritter Stelle die vom 
„allerchristlichsten S. Hieronymus“, der „gern weltliche Bücher las“ 
und nun in einer Vision vor Gott den Richter geführt an sich 
lie Frage ergehen hört: Was für ein Maun bist du? Ich bin ein 
Christenmensch! antwortet er „Nein,‘“ antwortet ihm der göttliche 
Richter, „du bist kein Christenmann, du liesest gern weltliche 
Bücher: wo dein Schatz ist da ist auch dein Herz!“ — Er wird 
aun den Peinigern übergeben, bis er Gott gelobt weltliche Bücher 
1 Vgl. Schnaase, Gesch. d. bild. Künste im 15. Jahrhundert S. 
64. Pfeiffer in Frommanns deutsche Mundarten I, 170fg.
	        
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