Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

DL, 
schauspiele. In Bayern und Österreich-Ungarn gesammelt“ (Leipzig, 
1880) eine grundlegende Arbeit geschaffen, nachdem ihm Karl Wein- 
hold mit seinen „Weihnachtsspielen und -Liedern aus Süddeutsch- 
land und Schlesien“ (1853) und Karl Julius Schröer auf deutsch- 
ungarischem Gebiete in höchst lehrreicher Weise vorangegangen 
waren.! Es steht fest, daß eine Beeinflussung dieser volkstümlichen 
Schauspiele durch Hans Sachs stattgefunden hat, indem ihre Bear- 
beiter ganze Versreihen aus Hans Sachs entlehnten. Man hat — 
gewiß mit Recht — darauf aufmerksam gemacht, „daß nicht jede 
deutlich erkennbare Übereinstimmung“ auch wirklich auf Entlehnung 
aus Hans Sachs schließen lassen müsse, sondern eine gemeinsame 
Quelle vorliegen könne, aus der auch Hans Sachs geschöpft habe.? 
Bis zu einem gewissen Grade war ja auch die Textfassung schon 
durch die biblische Vorlage gegeben. In einer Anzahl von Fällen ist 
aber die Übereinstimmung eine so bedeutende, daß die Herüber- 
nahme einzelner Teile aus Hans Sachs "bei diesen Schauspielen 
unzweifelhaft wird.? Welche die Wege sind, auf denen dieser Über- 
gang stattgefunden hat, ist natürlich im einzelnen nicht mehr fest- 
zustellen, doch hat Klimke wahrscheinlich gemacht, daß für eine 
Gruppe von Paradeisspielen ein im Salzburgischen in der zweiten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandener Mischtext in Betracht 
kommt.“ Daß Hans Sachsens Werke auf bayrisch-österreichischem 
Boden stark verbreitet waren, ist uns bekannt. Hans Sachs selbst 
hat persönliche Beziehungen zu diesem Gebiete gehabt. Den ersten 
Band der Folio-Ausgabe seiner Werke, in dem auch die viel verwertete 
Tragödie von der Schöpfung und .dem Sündenfall enthalten ist,® 
hat er dem Bergherrn zu Gastein und Rauris, Christoph Weitmoser, 
gewidmet. Die Einwirkung Hans Sachsens auf die volkstümlichen 
1 Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungern von Karl Julius Schröer. 
Wien, 1858. (Neue Ausgabe, Wien, 1862). 
? Vgl. Wilhelm Köppen, Beiträge zur Geschichte der deutschen 
Weihnachtsspiele, Paderborn, 1893, S. 96, 103. 
3 Darüber vergleiche man jetzt besonders Karl Klimke, Das volks- 
tümliche Paradiesspiel und seine mittelalterlichen Grundlagen, Breslau, 1902 
(Germanistische Abhandlungen, begr. von Karl Weinhold, hg. von Friedr. 
Vogt, 19. Heft), S. 54—55 und die darauf folgende Übersicht. 
4 Ebenda S. 61—683. 
$ Diese Tragödie Hans Sachsens ist nur eine kürzende Übersetzung 
von Hieronymus Zieglers „Protoplastus“ (1545) (Klimke a. a. 0. S. 46—47).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.