Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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einer aristokratischen Dame über Hans Sachsens Metrik. Die „Hans 
Sax art“ hat übrigens den Metrikern alter wie neuer Zeit Stoff zu 
langwierigen Betrachtungen gegeben — wir werden davon noch 
Proben zu verkosten haben — während die Poeten sich leichter damit 
abfanden. 
Die Aufführungen Hans-Sachsischer Stücke am Hofe zu Dresden 
gehören zu den letzten Ausläufern von Hans Sachsens Bühnen- 
schicksalen, so weit diese in ganz klar ausgesprochener Form er- 
scheinen. Daß im 18. Jahrhundert Stücke des Hans Sachs in den 
Städten aufgeführt worden seien, darüber liegen uns bestimmte Nach- 
richten nicht vor. 
Gleichwohl fühlt man sich versucht, an einzelnen Orten noch 
nach Hans Sachs zu schürfen, so namentlich in Wien, wo die Entwick- 
lung des komischen Elementes im 18. Jahrhundert die Wiener Posse, 
bei der ja eine Anknüpfung an ältere Possenspiele möglich wäre, zur 
Blüte brachte. Die Wiener Haupt- und Staatsaktionen haben, so 
weit das Buch von Karl Weiß (Wien, 1854) darüber Belehrung 
erteilte, für Hans Sachs nichts ergeben, wenn auch ähnliche Stoffe 
wie bei Hans Sachs — Atalanta, Virginia, Tarquinius Superbus — 
erscheinen. Die Haupt- und Staatsaktionen setzten die Geschmacks- 
richtung der englischen Komödianten fort und bei diesen ist ja ein 
Zurückgreifen auf Hans Sachs mit Sicherheit nicht zu ermitteln ge- 
wesen. In Wien brachte Josef Anton Stranitzky die Haupt- und 
Staatsaktionen zu großem Ansehen.! Mit Stranitzky werden wir 
Schon auf den Boden der alten Wiener Posse versetzt. Daß diese 
im 18. Jahrhundert eine unmittelbare Anlehnung an Hans Sachs 
irgendwie verriete, vermochte ich nicht festzustellen. Unbekannt 
war aber Hans Sachs in den Kreisen, die da zu berücksichtigen 
sind, nicht. In einer Hanswurst-Komödie stoßen wir einmal auf den 
Hans-Sachsischen Stoff von St. Peter mit der Geiß.? Ferner steht 
unzweifelhaft fest, daß Stranitzky, für dessen Haupt- und Staats- 
aktionen die Wiener italienische Oper als Quelle nachgewiesen worden 
ist.? in der ihm zugeschriebenen „Ollapatrida des durchgetriebenen 
1 Weiß, Die Wiener Haupt- und Staatsaktionen, S. 45 und 49. 
2 Die Theater Wiens, 1. Bd. (Geschichte des Wiener Theaterwesens 
von den ältesten Zeiten bis zu den Anfängen der Hoftheater von Alexander 
von Weilen) Wien, 1899, S. 147, 
3 Weilen a a. O0. SS. 1392.
	        
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