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Schulkomödie, soweit sie auch sonst ihre eigenen Wege ging, an
Hans Sachs nicht ganz achtlos vorübergeschritten, Hieher gehört
die bereits (S. 35) erwähnte Bearbeitung der Griselda durch
Georg Mauricius (1582). Der cod. germ. Monacensis 3635, eine
ursprünglich Regensburger Handschrift aus dem vorletzten Jahr-
zehnt des 16. Jahrhundert (1582) versehen mit dem Titel: „Trage-
dia ‚de Adamo et iudicio ultimo“, enthält Sachen, die meist Hans
Sachsens Eigentum sind und an manchen Stellen in katholischem
Sinne geändert wurden. Nach einer Vermutung Boltes handelt es
sich wahrscheinlich um Aufführungen der Regensburger Domschule. !
Von den Schülern der Pfarrschule von St. Peter in München wurde
1597 Sachsens Tragödie von. den sechs Kämpfern aufgeführt.“
Daß Hans Sachs als passende Lektüre für Schülerkreise erachtet
wurde, bestätigt uns zum Jahre 1594 der Württemberger Jakob
Vogel und so werden auch seine Stücke mannigfach zu Schüler-
aufführungen verwendet worden sein. In Heyses Bücherschatz
findet sich (S. 142, Nr. 2154) „Ein Lustspiel unnd vast ehrliche
kurtzweile, von Veneris und Palladis gezenck, wie sie durch Carols
urteil entscheiden ete. Durch einen vlessigen ehrliebenden Studenten,
gemeiner jugent zu gut verfasset“ (o. O. u. J.). Es ist eine Um-
arbeitung einer Komödie des Hans Sachs wohl zum Zwecke einer
Schulaufführung. Gottsched datiert (Vorrath 1, 75): Wittenberg
1536. Eine derartige Verwendung Hans Sachsischer Stücke ver-
mutet auch Ranisch,? dem ein Exemplar von Hans Sachsens
Werken vorlag, in dem einige Stücke von ihm unbekannter Hand
in Szenen abgeteilt waren und zur Vorstellung eingerichtet zu sein
schienen. Gelegentlich verschmäht es ein Schulmeister nicht, man-
gels eigener Erfindungsgabe sich mit fremden Federn zu schmücken
und aus dem reichen Vorrate Hans Sachsicher Stücke das eine
oder andere unter seinem eigenen Namen in die Welt hinausgehen
zu lassen. Das hat zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Nördlingen
“der Schulmeister Johann Zihler fertiggebracht, er hat drei Stücke
Sachsens für sich ausgenutzt. Seine drei Dramen „Kindheit Mose“,
_actum 9. sept. a. 1612“, „Jael mit Sissera“ und endlich „Jephta“ sind
1 Ich wurde auf diese Handschrift durch Johannes Bolte in Berlin
gütigst aufmerksam gemacht.
2 Vgl. Jahrbuch f. Münchener Gesch. 3 (1889) S, 374, 83.
3 T,ehenshbeschreibung Hanns Sachsens. S. 177 (60).