Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

30 
des Ruhmes für Hans Sachs voll, aber es ist doch außerordentlich 
kennzeichnend für den Geist der Zeit, daß Hans Sachs unter die 
großen Gelehrten aus alten und neuen Tagen eingereiht wird, Die 
aus älterer Zeit stammenden Bilder des Hans Sachs waren in der 
Regel mit einem ehrenden Spruch versehen, wodurch die Bedeu- 
tung des Dargestellten kurz, aber eindringlich hervorgehoben wurde, 
Bei Boissard z. B. lesen wir unter dem Bilde: 
Musas teutonicam videor docuisse Latinas 
Linguam, plectro uti dum voluere meo. 
Neben diesen Bildern, die doch zum Teil auf einen höheren 
Kunstwert Anspruch machen, wird aber die Erinnerung an Hans 
Sachs in den Kreisen der Meistersänger durch weniger vom Stand- 
punkte der Kunst, als vielmehr dadurch wertvolle Bildnisse wach 
erhalten, daß sie lehren, wie hoch Hans Sachs unter seinen Zunft- 
genossen in Ansehen stand. Er ist auch im Bilde der Meister aller 
Meistersänger. Auf ihren Ankündigungen findet sich das Bild Hans 
Sachsens und es schmückt ihre Zunfträume. Derselbe Georg Hager, 
der 1623 den Georg Mack für ein Hans-Sachs-Bild entlohnt (s. oben 
S. 26), hat auch seinem handschriftlichen Meistergesangbuch (1600)! 
ein solches eingefügt. Die Nürnberger Meistersängertafel vom Jahre 
1620 zeigt auch sein Bild, desgleichen die aus der Mitte des 
17. Jahrhunderts stammende, hier steht er auf einer Kanzel, offenbar 
eben Singschule haltend. Noch Wagenseil weiß (S. 541f.) zu ber 
richten, daß auf der vierten der für die Ankündigung der Sing- 
schule bestimmten Tafeln sein Bild zu sehen war. Die Iglauer 
Meistersänger erhielten im Jahre 1615 von Christian Herman ein 
in Öl gemaltes Bild Hans Sachsens geschenkt, das sich noch im 
Rathaussaale zu Iglau befindet (s. unten S. 34). Gerade in der 
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts also sucht man das Andenken 
an Hans Sachs im Bilde festzuhalten, gewiß ein Zeichen dafür, daß 
die Erinnerung an ihn in weiten Kreisen lebendig, sein Ansehen 
bedeutend war, aber trotzdem vermochte das Nachwirken seiner 
Persönlichkeit nicht die Eintracht unter den Meistersängern gerade 
in seiner Vaterstadt aufrecht zu erhalten. 
Im Jahre 1624 waren die Zwistigkeiten in der Nürnberger 
Meistersänger-Gesellschaft so arg geworden. daß sie sich in zwei 
1 Dresäner Handschrift M. 6 (Schnorr, Katalog, 2. Bda.. S. 416).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.