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des Ruhmes für Hans Sachs voll, aber es ist doch außerordentlich
kennzeichnend für den Geist der Zeit, daß Hans Sachs unter die
großen Gelehrten aus alten und neuen Tagen eingereiht wird, Die
aus älterer Zeit stammenden Bilder des Hans Sachs waren in der
Regel mit einem ehrenden Spruch versehen, wodurch die Bedeu-
tung des Dargestellten kurz, aber eindringlich hervorgehoben wurde,
Bei Boissard z. B. lesen wir unter dem Bilde:
Musas teutonicam videor docuisse Latinas
Linguam, plectro uti dum voluere meo.
Neben diesen Bildern, die doch zum Teil auf einen höheren
Kunstwert Anspruch machen, wird aber die Erinnerung an Hans
Sachs in den Kreisen der Meistersänger durch weniger vom Stand-
punkte der Kunst, als vielmehr dadurch wertvolle Bildnisse wach
erhalten, daß sie lehren, wie hoch Hans Sachs unter seinen Zunft-
genossen in Ansehen stand. Er ist auch im Bilde der Meister aller
Meistersänger. Auf ihren Ankündigungen findet sich das Bild Hans
Sachsens und es schmückt ihre Zunfträume. Derselbe Georg Hager,
der 1623 den Georg Mack für ein Hans-Sachs-Bild entlohnt (s. oben
S. 26), hat auch seinem handschriftlichen Meistergesangbuch (1600)!
ein solches eingefügt. Die Nürnberger Meistersängertafel vom Jahre
1620 zeigt auch sein Bild, desgleichen die aus der Mitte des
17. Jahrhunderts stammende, hier steht er auf einer Kanzel, offenbar
eben Singschule haltend. Noch Wagenseil weiß (S. 541f.) zu ber
richten, daß auf der vierten der für die Ankündigung der Sing-
schule bestimmten Tafeln sein Bild zu sehen war. Die Iglauer
Meistersänger erhielten im Jahre 1615 von Christian Herman ein
in Öl gemaltes Bild Hans Sachsens geschenkt, das sich noch im
Rathaussaale zu Iglau befindet (s. unten S. 34). Gerade in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts also sucht man das Andenken
an Hans Sachs im Bilde festzuhalten, gewiß ein Zeichen dafür, daß
die Erinnerung an ihn in weiten Kreisen lebendig, sein Ansehen
bedeutend war, aber trotzdem vermochte das Nachwirken seiner
Persönlichkeit nicht die Eintracht unter den Meistersängern gerade
in seiner Vaterstadt aufrecht zu erhalten.
Im Jahre 1624 waren die Zwistigkeiten in der Nürnberger
Meistersänger-Gesellschaft so arg geworden. daß sie sich in zwei
1 Dresäner Handschrift M. 6 (Schnorr, Katalog, 2. Bda.. S. 416).