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wir, dieses Sichforterben zu verfolgen, so wird sich allerdings nur
eine recht lückenhafte Reihe ergeben, aber immerhin erfahren wir
doch, wo Werke des Hans Sachs wirklich vorhanden waren, und da
sich auf diesem wirklichen Vorhandensein alle Kenntnis, so weit sie
sich nicht auf bloßes Nachsagen beschränkt, in der Folgezeit aufbaut,
wird es: von Nutzen sein, sich über das jeweils tatsächlich zu-
grunde liegende Material zu unterrichten. Soweit es sich um Drucke
handelt, haben Weller und Goedeke! mit fleißiger Umsicht nach
Werken Hans Sachsens ausgespürt, der handschriftlichen Überliefe-
rung ist Goetze? nachgegangen.
Die Handschriften Hans Sachsens gingen, da er alle seine
Kinder überlebte, an seinen Enkel, den Nürnberger Handelsmann
Jakob Pregel, über, in dessen Besitz schon Benedikt von Watt am
Anfange des 17. Jahrhunderts das 12. und 15. Meistergesangbuch
des Hans Sachs wußte.? Jakob Pregel starb 1622. Sein Sohn Hans,
der die Handschriften Sachsens erbte, gab am 27. Juni 1626 sein
Bürgerrecht in Nürnberg auf und ließ sich in Zwickau in Sachsen
nieder, wo er einen Eisenhandel betrieb, Besitzer des Gasthauses
„Zu den dreien Schwanen“ wurde und 1633 starb.* In seinem
Nachlasse befanden sich, wie bereits erwähnt, 35 Handschriften mit
Werken des Hans Sachs. Zu eben jener Zeit (1633) ging der ge-
lehrte Christian Daum, der in Zwickau 1612 geboren, später
daselbst längere Zeit Lehrer und Rektor war und in seiner Geburts-
stadt 1687 starb,° an die Universität Leipzig. Daum stand in
vegvem Briefwechsel mit auswärtigen Gelehrten, er besaß eine be-
1 Emil Weller, Der Volksdicehter Hans Sachs und seine Dichtungen.
Eine Bibliographie. Nürnberg, 1868. Nachtrag im Serapeum 30 (1869),
S. 88—90. — Goedeke, Grundriß 22, S. 410—423. .
2 Schnorrs Archiv 11 (1882). S. 51—63. Hans Sachs-Forschungen,
S. 193—208,
3 Franz Schnorr von Carolsfeld, Zur Geschichte des deutschen
Meistergesanges. Berlin. 1872, S. 26. Goetze in den Hans Sachs-Forschungen,
S. 194.
4 Bauch a. a. O0. S. 98—99.
5 Vgl. über Daum Kämmel in der Allg, deutschen Biographie, 4. Bd.,
Leipzig, 1876, S. 770—771. Über die Beziehungen Daums zu Leipziger
Gelehrten, u. a. zu Jakob Thomasius, handelt Richard Beck im Bericht
des Gymn. zu Zwickau 1892/1893 und 1893. Es findet sich darin manches
Bemerkenswerte über das Bücherwesen in gelehrten Kreisen jener Zeit.
doch wird Hans Sachs dabei nicht erwähnt.