Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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dem Aufblühen der Hans-Sachs-Verehrung in Weimar der erste 
Teil von Karl Arnold Kortums „Jobsiade“ erschien (1784). Kortum 
erklärt, daß er im „Volkston“ erzähle, und führt seine Reimkunst 
auf Hans Sachs zurück : 
„Von meinem Ältervater Hans Sachsen 
Ist mir die Kunst zu reimen angewachsen. 
Drum lieb’ ich so sehr die Poesie 
Und erzähl’ alles in Reimen hie.“1 
Auch im zweiten Teil, der erst 1799 erschien, beruft er sich 
wieder auf Hans Sachs. Wenn auch das niedrig-komische Helden- 
gedicht Kortums in bewußtem Gegensatze zur klassischen Richtung 
and in einer Verballhornung des Volkstümlichen auftrat, so ist es 
doch nicht unmittelbar gegen diese literarischen Erscheinungsformen 
gerichtet. Noch weniger ist darin natürlich eine Verspottung Hans 
Sachsens zu suchen. :Kortum hat mit seinen kunstlosen Knittelversen 
in der sogenannten Hans-Sachsischen Dichtungsart aus kleinbürger- 
lichen Verhältnissen heraus einen Lebenslauf komisch gezeichnet,* 
höhere literarische Ziele liegen ihm fern. In der Geschichte des 
<nittelverses spielt die Jobsiade eine wichtige Rolle, im Nachleben 
des Hans Sachs nicht. Denn die Hinweise auf Hans Sachs, mit 
lenen Kortum sein Werk in die Literatur einreiht, sind nicht ernst 
zu nehmen. In demselben Jahre, in dem der erste Teil der „dob- 
siade“ ‚erschien, veröffentlichte auch Christian Laevin Friedrich 
Sander ein Gedicht „Hans Sachs“,*? in dem dieser den Dichter 
auffordert, sein Feld der Schwänke zu bebauen. da werde ihm 
ück blühen: 
„Dir schwört es, Hans Sachse, vor Zeiten ein Schuh- 
Verfertiger, und ein Poete dazu!“ 
1K.A. Kortum, Die Jobsiade. Hg. von F. Bobertag in der Deutschen 
National-Litteratur. Hg. von J. Kürschner, 140, Bd., Berlin und Stuttgart 
0. dJ.], S.12, ferner S.161. Wenn hier der Verfasser von seiner Reimkunst sagt: 
„Es werden zwar in den Reimen manche Strophen 
Auf zu wenigen Füßen hinkend angetroffen ; 
Es sind aber auch manche Strophen wieder dafür 
Länger und mit zu viel Füßen laufend allhier“, 
so denken wir dabei an die Knittelverse im „Peter Sauenz“ des Andreas 
Gryphius. 
? Vgl. J. Franck in der Allg. deutschen Biographie 16 (1882), S. 728. 
3 Im Deutschen Museum 1784, April, S. 330—3392, Abgedruckt in der 
Dt. Nat.-Litt.. Bd. 140. SS. XXII1—XXIV.
	        
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