Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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der deutschen, italienischen, französischen und englischen Literatur. 
Ja sogar Vergil habe vermöge seiner Sehergabe bereits an einer 
Stelle auf den Schuster Bedacht genommen. Wernicke hebt den 
Schuster und Pritschmeister, der „auf dem Dudelsack zu spielen 
gewußt“, möglichst heraus. Das Heldengedicht erschien 1704 neuer- 
dings in Hamburg mit Schäfergedichten und Überschriften zusammen. 
Bereits 1697 waren Wernickes Überschriften in Amsterdam ans 
Licht getreten, 1701 und 1704 erschienen vermehrte Ausgaben in 
Hamburg. Darin finden sich Heldenbriefe, die eben in Alexandrinern 
verklungen sind, daneben in sogenannten „Knittel-Versen“. Wernicke 
bemerkt (S. 209), bei einigen dieser Briefe verbiete es „die Ernst- 
hafftigkeit“ des Inhaltes, eine Überarbeitung in Knittelversen den 
Alexandrinern an die Seite zu setzen. Aber wenn es sich um einen 
pikanten Stoff handle, da halte er „es mit den Knittel-Versen und 
dencke ein Hans Sachs ist mehr den zehn Lohensteins und Hoff- 
manswaldaus wehrt“. Wernicke steht also auf dem Standpunkte, 
daß Hans-Sachs-Vers und Knittelvers dasselbe seien, In den Aus- 
gaben der „Überschriften“ aus den Jahren 1697, 1701 und 1704 
läßt sich übrigens ein Fortschritt in der Neigung nach dem Knittel- 
vers zu feststellen. Das Burleske ist es vor allem, das Wernicke in 
dieser Versart besonders passend wiedergeben zu können vermeint. ! 
Die Art, wie Hans Sachs hier zu Ehren gebracht wird, ist von 
sehr fraglichem Werte, zumal er fast in einem Atem — mit Zesen 
zusammen — als Fürst der Pritschmeisterei bezeichnet wird (S. 330). 
Für Wernicke ist Hans Sachs einfach der possenreißende Pritsch- 
meister; daß er Hans Sachsens Werke wirklich gekannt habe, dafür 
ist er uns den Beweis schuldig geblieben. Wie sollte der Verehrer 
Boileaus auch Verlangen tragen, in den Geist des Hans Sachs 
tiefer einzudringen. 
Im Jahre 1704 griff in die literarische Angelegenheit, durch 
die in Hamburg Hans Sachs unverdient an den Pranger gestellt 
wurde. ein leichtfertiger Poet ein, Christian Friedrich Hunold 
1 Man vgl. darüber Otto Flohr, Geschichte des Knittelverses vom 
17. Jhäat. bis zur Jugend Goethes, Berlin, 1893 (Berliner Beiträge zur germ, 
und roman. Philologie, veröff. von E. Ebering, germ. Abt. Nr. 1), S. 44—48. 
_— Auch der ernsthafte Brockes hat bei humoristischen Gelegenheitsdich- 
tungen den Knittelvers angewendet (A. Brandl, B. H. Brockes, Innsbruck 
1878. S. 139).
	        
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