Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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„Er sanck, und ließ’ in Eil’ als seiner Liebe Pfand 
Sein Schurtzfell Stelpo nach, worinn er mit viel Segen 
Verduppelt seine Kunst: Und das von Rechtes wegen.“ 
Hans Sachs spielt in diesem Heldengedicht die denkbar kläg- 
lichste Rolle, er erscheint als der größte Reimensudler auf der Erde. 
Gleich in den einleitenden Versen tritt dies hervor: 
„WAs Irrdisch ist, vergeht; was Menschlich ist nimmt ab: 
Und ein Monarche selbst fällt mit der Zeit ins Grab. 
Diß ward Hans Sachs gewahr, der lang’ in Deutschland herrschte. 
Und nach der Füsse Maaß’ hier Schuhe macht’ und verschte; 
Der in der Dummheit Reich’ und Haubstat Lobesan 
Den ersten Preiß durch Reim’ ohn’ allen Streit gewann.“ 
Auch später hat er Gelegenheit, sich bloßzustellen: 
„Wenn ich mit Tint’ und Pech besudelt, Vers’ erdacht’, 
Und manchen Schuh zu kurtz, und Fuß zu lang gemacht: 
So must’ ein Dudelsack mir meinen Unmuht stillen, 
Und mein allduldend Ohr mit seinem Sehnarren füllen.“ 
Wernicke gibt selbst an, daß er nach einem englischen Muster ge- 
arbeitet habe. Er hat in der Tat nichts anderes getan, als eine 
Kopie des „Mac-Fleknoe“ von John Dryden geliefert. ! Was ihm als 
sein eigen Teil dabei gehört, bringt ihm keine literarischen Ehren. 
Auch fällt seine Verdeutschung gegen Drydens Verse ab. Der 
Schluß z. B. ist bei Dryden bedeutend besser ausgedrückt: 
„Sinking he left his drugget robe behind, 
Borne upwards by a subterranean wind. 
The mantle fell to the young prophet’s part, 
With double portion of his father’s art.“ 
Wernicke hatte vielleicht während seines Londoner Aufenthaltes 
John Dryden (+ 1700) persönlich kennen gelernt. 
Die Anmerkungen, die Wernicke seinem Heldengedichte hinzu- 
fügt, setzen der Verspottung des Hans Sachs noch die Krone auf. 
Der Dichter fingiert Urteile verschiedener Verfasser — früher hat 
er schon darauf hingewiesen, daß man diese Aussprüche nirgendwo 
anders, als in seinen Anmerkungen suchen solle — und zwar aus 
1 Vgl. The poetical works of John Dryden. With the life of the 
author. Cookes’ edition. London (0. dJ.), vol. I, S. 178— 183. The works of 
John Dryden. Ilustrated with notes by Sir Walter Scott. Revised by 
George Saintsbury. Edinburgh. 1885. vol. X. S. 436 —459.
	        
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