Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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zu Hirschberg), erworben, der sich als Verfasser und Sammler 
katholischer Kirchenlieder einen Namen gemacht hat. Sein „Groß 
Catholisch Gesangbuch“ erschien zuerst in Fürth 1625, die zweite 
vermehrte Auflage in Nürnberg 1631. Seine „Geistliche Nachtigal“, 
Wien, 1649 (neuer Abdruck 1658), bringt einen Auszug daraus. 
Sorner erwähnt in seinem „Gesangbuch“ in der „Vorrede an den An- 
dächtigen Singer, vom rechten Gebrauch und Mißbrauch deß Sin- 
gens“, er habe Lieder, deren Verfasser er nicht kenne, mit dem 
Zusatze „incerti Authoris“ versehen, und dies umso lieber getan, 
als er meine, „daß sie ehender von Catholischen, als Uncatholischen 
aoncipieret seyn, nicht allein wegen der Materi, die sie tractieren, 
welche gut Catholisch, sondern auch darumb, daß sie in etlichen 
Catholischen Gesangbüchern zu finden, unnd in den Ketzerischen 
‘da sie auch stehen) keinem Authori zugeschrieben werden, da doch 
sonsten dieselbigen so gar kützlich seyn, daß sie nicht leichtlich ein 
Gesang in jhre Büchlein inseriren, deme sie nicht jhren Namen an- 
klecken, und solte es gar der Hans Sachs selber seyn, welcher ein 
Schuster zu Nürnberg gewesen ist, und seiner groben Comedianti 
Zotten und Possen zimblich beschryen ist.“ 1 Ob man sonst in kon- 
fessionell katholischen Kreisen, etwa unter den Jesuiten, die dem 
Meistergesang nicht hold waren (s. o. S. 46), gegen Hans Sachs 
aiferte, weiß ich in bestimmter Form nicht zu sagen.* Am Aus- 
gange des 18. Jahrhunderts (1797) hat ein ehemaliges Mitglied des 
Jesuitenordens, Michael Denis in Wien, an Hans Sachs ziemlich 
schwach Kritik geübt. Hans Sachs, von Haus aus keine streitbare 
Natur, war für die evangelische Sache eingetreten, seine „Witten- 
vergische Nachtigall“ ist für alle Zeiten ein kraftvolles Bekenntnis 
reformatorischen Geistes und in evangelischen Kreisen hat man von 
diesem Gesichtspunkte aus den Nürnberger Meister stets als einen 
1 Vgl. Katholische Kirchenlieder, Hymnen, Psalmen, aus den ältesten 
deutschen gedruckten Gesang- und Gebetbüchern zusammengestellt von Joseph 
Kehrein, 1. Bd., Würzburg, 1859, S. 101—102. Corner zielt offenbar auf 
das Lied „Warum betrübst du dich, mein Herz“ (vgl. auch Kehrein 1, S. 30 
der Einleitung). 
2 Vgl. Ranisch a. a. 0. S. 190 Anm. b. — Die „Trutznachtigall“ des 
Jesuiten Friedrich Spee mit Hans Sachsens „Wittenbergischer Nachtigall“ in 
Zusammenhang zu bringen, liegt kein Anhaltspunkt vor (vgl. auch Ranisch 
a. a. O0. 79).
	        
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